Christian Leuner, Geschäftsführer Fischer Architekten AG
Christian Leuner, 1961 in Luzern geboren, studierte an der Fachhochschule Nordwestschweiz und diplomierte 1986 bei Klaus Vogt und Michael Alder. Später folgte an der ETH Zürich bei Mario Campi das Nachdiplomstudium «Architektur und Städtebau». Nach einer ersten Anstellung im Büro von Klaus Vogt unternahm Christian Leuner eine längere Studien- und Bildungsreise nach Indien, Südostasien, Australien und in die USA. In Sydney arbeitete er bei Harry Seidler. Zurück in der Schweiz, gründete er 1990 sein eigenes Architekturbüro. Als Entwurfsassistent arbeitete er an der University of New South Wales bei John Roberts und an der ETH Zürich bei Dolf Schnebli.
Aus der Zusammenarbeit mit Danilo Zampieri entstand 1995 die Leuner & Zampieri Architekten AG. Nach mehrjähriger Kooperation mit der Fischer Architekten AG schlossen sich die beiden Büros 2002 unter der Leitung von Christian Leuner als Hauptaktionär zusammen. Er ist heute Geschäftsführer von Fischer Architekten und leitet zusammen mit Simon Edelmann die Entwurfsabteilung.
Was ist das Kerngeschäft/die Kernkompetenz Ihres Unternehmens?
In der Hauptsache konzentrieren wir uns auf Wohnungsbau und Schulen, seien es Neubauten, Umbauten oder Sanierungen. Unsere Aufträge stammen mehrheitlich aus Wettbewerben und Studienaufträgen. Wir sind in der Lage, die von uns entwickelten Projekte als Generalplaner auch auf der Baustelle auszuführen.
Worin unterscheiden sich Ihre Dienstleistungen/Produkte von denen der Mitbewerber?
Fischer Architekten gibt es seit über 90 Jahren. In dieser Zeit ist es uns immer gelungen, Erfahrung und neue Ideen zusammenzubringen und das generationenübergreifende Miteinander gewinnbringend zu nutzen. Wir entwickeln unsere Lösungsansätze stets aus dem Ort – der Landschaft oder dem städtischen Kontext –, gepaart mit dem Programm des Auftraggebers. Gleichzeitig fühlen wir uns den Benutzern unserer Bauwerke und der Öffentlichkeit verpflichtet, unter anderem in Form von öffentlichen Räumen und dem sorgfältigen Umgang mit Ressourcen.
Mit welchem Projekt/bzw. welchen Projekten beschäftigen Sie sich gerade?
Mit mehreren Wohnungs- und teilweise Schulbauten. Neben der Frage der ressourcenschonenden Bauweise befassen wir uns intensiv mit dem Lärmschutz, um auch im städtischen Kontext Gebäude zu entwickeln, welche die Identität des öffentlichen Raums bewahren.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Ich koordiniere meine Agenda so, dass ich am Vormittag administrative Dinge erledige und mich nachmittags dem Entwurf widme. Am wichtigsten ist aber, dass ich genügend Freiräume für Teambesprechungen habe.
Was treibt Sie an? Was bringt Sie morgens aus dem Bett?
Die Lust, Architektur zu machen und neue Ideen aufs Papier zu bringen, junge Teammitglieder in unserem Büro zu unterstützen und sie für unsere Arbeit zu begeistern.
Welche Eigenschaften halten Sie in Ihrem Beruf für besonders wichtig?
Ich meine, der Architekt muss immer noch Generalist sein in dem Sinne, dass er ganzheitlich denkt und verschiedene Disziplinen miteinander zu vernetzen weiss. Darüber hinaus halte ich es für unabdingbar, dass wir stets neugierig bleiben.
Was ist Ihr wichtigstes Arbeitsinstrument?
Der Papierkorb. Denken und reden mit Bleistift und Skizzenpapier, dann entwerfen und verwerfen, um sich der Lösung zu nähern, während sich der Papierkorb füllt.
Worüber haben Sie sich kürzlich geärgert?
Über zunehmend egoistische Tendenzen unserer Gesellschaft. Mir scheint, dass wir die Gerechtigkeit und das Gemeinwohl wieder vermehrt im Auge behalten müssen.
Von welchem architektonischen/innenarchitektonischen Werk sind Sie besonders angetan?
Mich beeindrucken weniger einzelne Bauten als vielmehr das Gesamtbild unserer mitteleuropäischen historischen Städte. Dank der soliden Bauweise und den knapp geschnittenen Grundrissen funktionieren ihre Häuser noch heute.
Welches Produkt/welche Idee/welche Leistung hat Sie kürzlich beeindruckt?
Was junge Architektinnen und Architekten in unserer schönen Stadt Zürich leisten, fasziniert mich immer wieder aufs Neue.
Auf welche Musiktitel würden Sie auf einer einsamen Insel nicht verzichten wollen?
Pink Floyd, Deep Purple und Chuck Berry würden mich eine Zeit lang gut unterhalten. Allerdings sagt mir die Vorstellung, auf einer einsamen Insel zu sitzen, eher nicht zu.
Mit wem würden Sie gerne einmal ein Glas Wein trinken?
Wenn es möglich wäre: mit Wilhelm Fischer, der unser Architekturbüro im Jahr 1929 gründete. Ich bin sicher, wir hätten einander viel zu erzählen.