Stefan Kurath, Inhaber urbaNplus

Stefan Kurath (1976) hat Architektur studiert und in Stadtplanung promoviert. Er führt sein eigenes Architekturbüro urbaNplus in Zürich und arbeitet in Graubünden eng mit Ivano Iseppi zusammen. Er ist Professor am Departement Architektur, Gestaltung und Bauingenieurwesen der ZHAW und leitet dort zusammen mit Regula Iseli das Institut Urban Landscape mit rund 35 Mitarbeitenden und Dozierenden. Gleichzeitig denkt, schreibt und spricht er über die Architektur der Stadt des 21. Jahrhunderts.

www.urbanplus.ch

Was ist das Kerngeschäft/die Kernkompetenz Ihres Unternehmens?

Die Kernkompetenz liegt in der intellektuellen, entwerferischen, strategischen und taktischen Leistungsfähigkeit, auch widersprechende Interessen und Anliegen innerhalb architektonischer wie städtebaulicher Konzepte zusammen zu bringen und zu realisieren.

 

Worin unterscheiden sich Ihre Dienstleistungen/Produkte von denen der Mitbewerber?

Architektur bedeutet für uns, räumliche Strukturen zu entwerfen, die Ereignisse zuzulassen, von denen man nicht weiss, wie, wann und ob sie überhaupt je eintreffen werden. Unsere Architektur ist damit anschlussfähiger für gesellschaftliche Anliegen und über die Jahrzehnte hinaus gesehen auch robuster.

 

Mit welchem Projekt/bzw. welchen Projekten beschäftigen Sie sich gerade?

Wir nehmen zusammen mit der Iseppi Kurath GmbH in Graubünden an Architekturwettbewerben teil. In Zürich arbeite ich zusammen mit dem sehr talentierten Architekturbüro Furrer Jud an einer anspruchsvollen Gebietsentwicklung in Wetzikon. Ich selbst berate zusätzlich verschiedene Planungsteams bei städtebaulichen Fragestellungen. Gleichzeitig promote ich mein neustes Buch über die Gegenwart und Zukunft der architektonischen Praxis. Es heisst «Jetzt: die Architektur!» und ist gerade frisch bei Park Books erschienen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ich beginne mit ausgiebiger Zeitungslektüre und Kaffee. Danach folgen Sitzungen, Besprechungen. Dazwischen nehme ich mir die Zeit für die konkreten Projekte und entwerferischen Herausforderungen, die gerade anstehen.  

 

Was treibt Sie an? Was bringt Sie morgens aus dem Bett?

Die Freude am Leben.

 

Welche Eigenschaften halten Sie in Ihrem Beruf für besonders wichtig?

Offenheit und diplomatisches Geschick (nicht, dass mir das immer gelingt).

 

Was ist Ihr wichtigstes Arbeitsinstrument?

Mein Kopf, mein Bauch und meine rechte Hand.

Worüber haben Sie sich kürzlich geärgert?

Ich versuche mich in Gelassenheit zu üben, ärgere mich aber vor allem über mich selber.

 

Von welchem architektonischen/innenarchitektonischen Werk sind Sie besonders angetan?

Ich bin nicht so schnell zu beeindrucken. Aber die Bergstation des Chäserugg von Herzog und de Meuron oder die Therme Vals von Peter Zumthor sind zuoberst auf meiner Liste. Das Haus zum Pudel der noch jungen Architekten Marazzi Reinhardt, das Haus aus Hanf in den serbischen Karpaten der jungen Architekten Bach Mühle Fuchs, wie auch die Arbeitshaltung der noch jüngeren Architektin Saikal Zhunushova haben im letzten Jahr meine grössere Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

 

 

Welches Produkt/welche Idee/welche Leistung hat Sie kürzlich beeindruckt?

Ich habe letzthin im Rahmen einer Wettbewerbsjury den Landammann von Davos Philipp Wilhelm kennen gelernt. Der 33-Jährige ist Architekt und hat sich als SP-ler in einem bürgerlichen Umfeld gegen Kandidaten der SVP und FDP durchgesetzt. Unabhängig von seiner politischen Prägung erachte ich es als enorm wichtig, dass sich ArchitektInnen politisch betätigen. Ein Thema das auch in meinem Buch «Jetzt: die Architektur!» im Zentrum steht.

 

Auf welche Musiktitel würden Sie auf einer einsamen Insel nicht verzichten wollen?

Ich höre kaum Musik. Ich tanze auch zum Meeresrauschen.

 

Mit wem würden Sie gerne einmal ein Glas Wein trinken?

Mit dem emeritierten Professor Thomas Sieverts habe ich schon Tee getrunken. Es war eindrücklich, wie eine derart profilierte Persönlichkeit – über vier Stunden lang – derart offen und interessiert an der Diskussion war. Ich bin grundsätzlich sehr interessiert an Persönlichkeiten, die selbständig etwas erreicht haben. Drum trinke ich ganz gerne Wein mit jungen KollegInnen und Kollegen, die ich gar noch nicht kenne. Sie sprühen vor Ideen und Überzeugungen und können ganz viel in Bewegung setzen. Das interessiert mich.

 

Stefan Kurath