Architektur im Einklang mit der Natur
Mit dem Haus der Ungarischen Musik schufen Sou Fujimoto Architects im Stadtpark von Budapest ein einzigartiges Kulturzentrum, das Musik, Architektur und Natur miteinander verbindet. Unter einem nahezu kreisförmigen, organisch gewellten Dach verläuft eine rundum verglaste, bis zu zwölf Meter hohe Fassade. Für die Eingangsanlage wählten die japanischen Architekten das Stahlprofilsystem Janisol SG von Jansen.
Das Haus der Ungarischen Musik entstand im Rahmen des Projektes „Liget Budapest“. Dieses beinhaltet die Transformation des vor 200 Jahren angelegten Stadtparks „Városliget“ zum neuen kulturellen Zentrum der ungarischen Landeshauptstadt. Das rund 100 Hektar grosse „Stadtwäldchen“, so die wörtliche Übersetzung von Városliget, ist seit jeher ein wichtiges Naherholungsgebiet, aber auch ein prominenter Kulturstandort. Neben dem Haus der Ungarischen Musik wurden bzw. werden fünf weitere Museumsgebäude in das Gelände eingebettet.

„Wir waren fasziniert von den riesigen Bäumen und inspiriert von den durch sie geschaffenen Räumen,“ sagt der japanische Architekt Sou Fujimoto in einem Interview auf youtube. „Als Fortsetzung dieser natürlichen Umgebung schwebte mir ein durchlässiger Baukörper vor, bei dem die Grenzen zwischen Innen und Aussen verschwimmen.“ Mit seinem Entwurf eines gläsernen Pavillons unter einem organisch geformten Dach überzeugte er die Jury des international ausgeschriebenen Wettbewerbs, zu dem 168 Arbeiten aus aller Welt eingereicht wurden. „Der Entwurf schafft eine Kontinuität von Innen- und Aussenräumen, die die natürliche und die gebaute Umwelt miteinander verbindet“, so die Begründung der Jury.

Um das Erleben der Musik durch das Zusammenspiel von Licht, Klang und Natur zu betonen, wird die raumabschliessende Fassade aus 94 massgefertigten, bis zu zwölf Meter hohen Glasscheiben gebildet. Der Zugang ins Gebäude erfolgt durch überhohe verglaste Türen. Sou Fujimoto Architects entschieden sich für das Profilsystem Janisol SG von Jansen. Damit lassen sich grossformatige Türen mit äusserst schmalen Rahmen herstellen, selbst wenn, wie in diesem Fall, Fluchttürfunktion gefordert ist.
Wie die drei Sätze einer Partitur ist das Haus der Musik aus drei Ebenen komponiert: Über das lichte Foyer im Erdgeschoss – dieser Bereich sowie eine vorgelagerte Freilichtbühne dienen der Livemusik – gelangen Besucher in den grossen Konzertsaal mit 320 Plätzen und einen kleineren Saal für Vorträge und Workshops. Das Obergeschoss beherbergt eine Bibliothek sowie Übungs- und Büroräume. Im Untergeschoss gibt es eine interaktive Ausstellung zur Musikgeschichte. Eine weit ausladende Wendeltreppe verbindet die drei Ebenen. Auch im Inneren des Gebäudes sollten Besucher das Gefühl haben, sich im Freien zu bewegen. Deshalb ist das organisch geformte Dach von zahlreichen «Lichtbrunnen» durchbrochen; die Kreissegmente sind teils offen, teils verglast, sodass der Eindruck einer Lichtung entsteht. An der Dachunterseite erwecken mehrere Tausend golden schimmernde, stilisierte Blätter den Eindruck eines herbstlichen Blätterdachs.

Das Haus der Ungarischen Musik bietet ein einzigartiges Kunsterlebnis, das Architektur, Ausstellungsdesign und Landschaft miteinander in Einklang bringt. Lange vor der offiziellen Eröffnung im Januar 2022 gewann der Entwurf von Sou Fujimoto Architects bei den International Property Awards 2019 den Preis für das beste öffentliche Gebäude Europas. Im März 2022 erhielt die aussergewöhnliche Kultureinrichtung auf der internationalen Immobilienmesse MIPIM in Cannes einen Sonderpreis der Jury. Darüber hinaus ist das Gebäude BREEAM zertifiziert, da es seinen Energiebedarf hauptsächlich über Geothermie deckt und mit einem Regenwassersammelsystem ausgestattet ist.


Bautafel
Bauherr: Szépművészeti Múzeum, Városliget Zrt., Budapest
Architekten: Sou Fujimoto Architects, Tokio in Kooperation mit M-Teampannon Architects, HU-Budapest
Eingangsanlagen: Anamit Kft., HU-Göd
Verwendetes Profilsystem: Janisol SG
Vertrieb: Alukönigstahl Kft., HU-Budapest
Hersteller: Jansen AG, CH-Oberriet
Text: Anne Marie Ring, München
Fotos: György Palkó, Budapest