Ein Beispiel für das Bauen von morgen
Das Holzbauunternehmen Erne AG baut aus: Der Erweiterungsbau vereint modernste Arbeitsplätze und Innovationsmodelle der Unternehmung unter einem Dach. Der vom Badener Architekturbüro Burkard Meyer realisierte Holz-Hybridbau ist mit neuesten Technologien und ökologischen Materialien wie Schweizer Buche und Stampflehm erstellt – ein Bürokomplex als Blaupause für die Zukunft.
Das Fricktaler Holzbauunternehmen Erne ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, in nur zehn Jahren verdoppelte sich die Anzahl auf 380 Mitarbeitende. Das bestehende Bürogebäude platzte aus allen Nähten, höchste Zeit, den Bestandsbau in Stein mit einem Neubau zu erweitern. Der Auftrag ging an Burkard Meyer Architekten. 2013 hatte das Badener Büro bereits den Standort in Stein um ein Betriebsgebäude erweitert. Nun komplettiert der Erweiterungsbau mit einer Geschossfläche von 3’570 m2 das Areal.

Der Erweiterungsbau bietet Platz für 100 neue Arbeitsplätze und beherbergt zudem Innovationsmodelle für zukunftsweisende Technologien in der Bauwirtschaft. Der neue Gebäudekomplex ergänzt den bestehenden Modulbau und formt ihn zu einem neuen Ganzen. Die streng gerasterte Fassade mit den flach geneigten Vordächern bildet mit glänzendem, langlebigem Aluminium und Glas einen Kontrast zum durch Holzmodule geprägten Bestandsbau. Im Innern bestimmen dagegen Holz und Lehm die Erscheinung. Prägendes Element ist die Geschossdecke in Holz-Beton Verbundbauweise, die ERNE entwickelt hat. Die hybriden Deckenelemente dienen sowohl der Kühlung, Heizung und Lüftung als auch der Raumakustik. Die Filigranität der Struktur sorgt für gute Ausleuchtung der Arbeitsplätze. Die schlanke Konstruktion des Dachtragwerkes, die an japanische Bauten erinnert, überspannt auf 14 Metern die Halle und ist ebenso formschön wie funktional.

Mit seiner Erschliessung und Anordnung der Primärräume setzt der Neubau die Logik des Bestandes fort. Die horizontale Erschliessungsfigur bildet zusammen mit der zentral im Atrium liegenden Treppe und den Verbindungsbrücken ein Raumkontinuum, welches die vertikale Verbindung zur im Erdgeschoss liegenden Cafeteria schafft. Diese bildet die neue Mitte des Hauses und ermöglicht durch die offene, geschossübergreifende Räumlichkeit den Mitarbeitenden neue Formen des kollaborativen Arbeitens und bietet sich auch für Veranstaltungen an. Die Eingangshalle mit Empfang und Cafeteria ergänzt der offene Innenhof des Altbaus. In den beidem oberen Geschossen befinden sich Open Spaces, Räume für den individuellen Rückzug sowie Sitzungszimmer.


Für die Bauherrschaft ist der Bau auch eine Chance, bewährte Konstruktionen des Unternehmens weiterzuentwickeln sowie neue prototypische Bauteile einzusetzen und sich damit als technologischer Entwicklungs- und Realisierungspartner von innovativen Gebäudelösungen zu präsentieren. Die in der Fassadenebene liegenden Holzstützen sowie die innenliegenden, korridor- und atriumbildenden Tragelemente werden mit einer Holz-Beton-Verbunddecke kombiniert. Das Holz-Beton-Verbund-Tragsystem wurde bereits im ersten Holzhochhaus-Ensemble der Schweiz, dem von Burkard Meyer mit Erne erbauten «Suurstoffi 22» in Rotkreuz, eingesetzt. Nun wurde das im Werk vorgefertigte und CO2-arme Hybrid-System aus hell lasierter Schweizer Stabbuche weiterentwickelt. Es kombiniert dank der starren Verbindung der beiden Materialien die statischen Eigenschaften von Holz sowie Beton optimal und ermöglicht so grosse Spannweiten.

Ein weiteres Entwicklungsfeld von Erne, das sich im Bau abbildet, ist die Verwendung von Stampflehm für Treppenhauswände und Nasszellen. Der Lehm stammt aus eigenem Aushub und wird dank dem Bau einer eigenen Fertigungsstrasse direkt vor Ort mit Robotern gestampft. «Holz und Lehm ist für uns eine ideale Kombination», erklärt Patrick Suter, Geschäftsführer von ERNE AG Holzbau. «Die Vorfertigung macht Lehmbau auch für grössere Projekte einsetzbar». Ganz ökologisch ist auch der Boden aus Recyclingbeton im Erdgeschoss. «Für uns war es wichtig, die verschiedenen zur Verfügung stehenden Materialien entsprechend ihren spezifischen Eigenschaften zu nutzen», sagt Tobias Burger, Mitglied der Geschäftsleitung bei Burkard Meyer.

Stellvertretend für aktuelle Strategien im Umgang mit einer CO2 reduzierten Bauweise folgt der Neubau dem Design for Disassembly Gedanken – auch in der äusseren Erscheinung. So wird die filigrane Fassadenstruktur in Aluminium und Glas zweiseitig durch horizontal angeordnete Photovoltaik-Elementen komplettiert, welche dem Gebäude zusammen mit den Ausstellmarkisen eine beinahe spielerische Leichtigkeit
verleihen. Durch die integral entwickelte Baustruktur entstand ein in Erstellung und Betrieb vorbildhafter Bau, der eine industriell geprägte Planungs- und Fertigungslogik in ein stimmiges Raumerlebnis überführt.
Weitere Informationen unter: www.burkardmeyer.ch
Fotos: Roger Frei, Zürich
