Hoch über Hamburg
Für die Hamburger HafenCity hat Architekt Hadi Teherani einen exklusiven neuen Wohnturm entworfen. Am Strandkai entstand mit dem «FiftyNine» ein sechzehnstöckiger Bau, der sich elegant dem rauen Leben im windgepeitschten Hafenbecken stellt. Die Fassade, die diesen Bedingungen trotzt, wurde von Frener & Reifer, den Spezialisten für komplexe Sonderkonstruktionen, geplant, gefertigt und montiert.
Möwen kreischen, Schiffshörner tuten, Metall scheppert und der Wind heult – im Hamburger Hafen tobt das Leben, und es ist laut dabei. Trotzdem zählt die HafenCity zu den begehrtesten Wohnlagen Deutschlands und der Lebensstandard in den dutzenden neu entstandenen Gebäuden ist aussergewöhnlich hoch. Die namhaftesten Planer und Architekten stellten sich der besonderen Lage und ihren vielen Herausforderungen: neben der Lautstärke des Umfelds unter anderem der begrenzte Platz, die Wetterexposition, hohe Umweltanforderungen und die Ansprüche der kaufkräftigen Klientel.
Das rund 157 Hektar grosse Gebiet im Hamburger Hafen unter dem Namen HafenCity steht auch für eines der grössten innerstädtischen Stadtentwicklungsprojekte in Europa. Seine wohl prominenteste Lage markiert der Strandkai. Vis-a-vis der Hafenkräne am Wasser gelegen und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Elbphilharmonie wird er zukünftig das Bild von Hamburg stark prägen.
Exklusiver Wohnturm
Der von Hadi Teherani entworfene Luxuswohnturm FiftyNine, ist 59 m hoch und umfasst auf seinen 16 Etagen und einem Staffelgeschoss über 76 Eigentumswohnungen – kompakte Studios bis hin zum Etagen überspannenden Penthouse. Der Entwurf für das Äussere des Turms orientiert sich an seiner Umgebung. Die Gestaltung des FiftyNine beruht auf einer Variation in der Schichtung der Geschosse, die wie gestapelt wirken. Dieser Eindruck kommt zustande, indem die Eckpunkte einem Rhythmus folgend vor- und zurückspringen. So entsteht optisch ein dynamischer Baukörper. Mit ihren umlaufenden, holzgedeckten Balkonen erinnern die einzelnen Etagen zusätzlich an Schiffsdecks. Grosszügige Loggien bieten weite Ausblicke über die aussergewöhnliche Umgebung.
Für die Gebäudehülle arbeiteten Hadi Teherani Architects erneut mit Frener & Reifer zusammen. Innerhalb der langjährigen Zusammenarbeit entstanden in Hamburg bereits exklusive Fassadenbauprojekte wie Dockland, Berliner Bogen und das Doppel-X Bürogebäude.
Am FiftyNine waren Frener & Reifer mit der Realisierung der Glasfassaden, Schiebetüren, Edelstahl-Sonnenschutzjalousien, Blechverkleidungen, Terrassenböden und Glasgeländer betraut. Dazu zählten die technische Planung und die Werksplanung sowie die statischen, bauphysikalischen Prüfungen und Nachweise.
Fassaden nach Hafenstandards
Die auf 2’970 m2 eingebrachte Pfosten-Riegel-Glasfassade wie auch die weitere opake thermische Fassade müssen in der ersten Reihe des Hamburger Hafens starken Wind- und Wasserlasten standhalten, insbesondere in den oberen Geschossen. Gleichzeitig sollen sie die ästhetischen und funktionalen Ansprüche von Architekten und Käufern erfüllen.
Beispielsweise sollten Fensterflügel und Schiebeelemente barrierefrei gestaltet und der Lärmpegel auf ein Minimum reduziert werden. Die Pfosten-Riegel Konstruktion basiert auf einem Fassaden- und Fenstersystem aus Aluminium. Um die Standards der Architekten zu erfüllen, nahmen Frener & Reifer daran diverse Anpassungen und Individualisierungen vor. Das System wurde ergänzt durch hochwetterfeste Schiebefenster, sowie durch integrierte akustische Lüftungsfenster. Die grossen Schiebelemente besitzen Formate von bis zu 5400 x 3085 mm und wurden auf Kundenwunsch hin teilweise motorisiert. Um der Dichteüberprüfung standzuhalten und den Wassereintritt bei einer bodengleichen Ausführung aufgrund von Schlagregen und Wind zu verhindern, war eine millimetergenaue Ausführung erforderlich. Fensterelemente und -türen wurden vorab inhouse getestet und mit maximaler Präzision montiert, um die Dichtheit auch bei bodenbündigen Schwellen garantieren zu können. Zusätzlich wurden auf der Baustelle Blower Door Test durchgeführt (EnEV Prüfbericht für Hafenstandards).
Eine besondere Herausforderung stellten auch die gebogenen Glaselemente an den Ecken dar, wie sie in jedem dritten Stockwerk auftreten. Der enge Radius war sehr aufwendig in der Produktion und es musste sichergestellt werden, dass die maximale Transparenz gewährleistet bleibt.
Zum Hafenbecken hin wurden spezielle Lüftungsfenster eingebaut, die den maximalen Hafenstandards in puncto Lärmschutz entsprechen. Die Alu-Fensterelemente mit schallgedämpfter Lüftung bestehen je aus einem äusseren Fensterflügel, einem normalen Fenster, das nur kippbar ist und sich maximal 40 mm öffnen lässt, und aus einem inneren Fenster, das auf der Unterseite 40 mm geöffnet ist. Dazwischen befinden sich als Schallschutz jeweils seitlich angebrachte Lochbleche mit einer Akustikdämmung dahinter. Carmen Niederkofler, technische Projektleiterin bei Frener & Reifer erklärt: «Dabei handelt es sich eigentlich um ein Standardprodukt, das aber von uns angepasst wurde, um die sehr anspruchsvollen optischen Anforderungen der Architekten zu erfüllen. Zudem sollte der Schalldurchlass kleiner oder gleich 30db sein. Das musste geprüft und nachgewiesen werden.» Verbaut wurden von diesen Fenstern insgesamt 112 Stück in drei verschiedenen Formaten.
Die ebenfalls von Frener & Reifer montierten Sonnenschutzanlagen im Bereich der Glasfassaden besteht aus Senkrechtmarkisen mit Edelstahlbehang aus Edelstahl und Elektroantrieb.
Kleinteiliger Riese
Die weiteren Bereiche der Fassade wurden als hinterlüftete Vorhangfassade realisiert, opak mit Vorhangelementen aus Blech und Glas. Wobei kein Stockwerk dem anderen genau gleicht und sich lediglich gewisse Teilbereiche und Elemente wiederholen. Die Alublechverkleidung in Weiss sowie eine Einfachverglasung wurden auf der Unterkonstruktion verklebt. Eine Besonderheit bildeten dabei die Grösse der Blechformate sowie die Tatsache, dass die Fassade einer anderen Geometrie folgt als der Deckenrand. Innen und aussen variieren. Dadurch ergaben sich unzählige verschiedene Winkel und Teilungen, die sich insbesondere in der Deckenuntersicht zeigen. Die Bleche mussten vor allem in den Randbereichen und Rundungen handgefertigt werden, was handwerklich höchste Anforderungen stellte. Jedes der eingesetzten Bleche ist ein Unikat. Trotzdem sollte die Deckenstirn optisch so durchgehend wie möglich wirken. «Die Eckbereiche der Fassaden durften gemäss Anspruch des Architekten keine sichtbaren Fugen aufweisen, die Dimensionen waren teils ausserhalb des theoretisch Machbaren. Eine besonders komplexe Aufgabe speziell in den teils spitzen Bereichen», erklärt Stefan Gasser, der verantwortliche Projektleiter von Frener & Reifer. In gerundeten wie in spitzen Ecken wurden schliesslich Haarfugen eingebracht. Eine Herausforderung, die Frener & Reifer in Abstimmung mit den Architekten bemustert und nach Freigabe technisch geplant und umgesetzt hat. Die komplexe Geometrie des Gebäudes und der Fassade wirkt sich auch hinsichtlich Brandschutz aus, eine notwendige Herausforderung welche Frener & Reifer zur Zufriedenheit des Brandschutzkollaudators umsetzen konnte. Insgesamt weist die Blechfassade viele optische Feinheiten auf.
Auch im Bereich der Balkone leisteten die Spezialisten von Frener & Reifer Massarbeit in Form von 1.693 m² Bodenbelag aus Bambusholz inklusive Unterkonstruktion und Abdichtungsarbeiten. Hinzu kam die Montage von insgesamt 1’800 Laufmetern Ganzglasgeländern vom 1. Bis zum 16. Obergeschoss, die in gerader wie in gerundeter Form auftreten.
Auf der grössten innerstädtischen Baustelle Europas bewährten sich Frener & Reifer gegenüber riesigen Herausforderungen. «Angesichts der individuellen Geometrie und Fassadenteilung des Baus sowie einer extrem kurzen Planungs- und Fertigungszeit waren wir maximal gefordert, konnten aber schliesslich alles erfolgreich abschliessen», fasst Stefan Gasser das Projekt zusammen.
BAUTAFEL
Projekt: Wohnhaus FiftyNine Strandkai, Hamburg (D)
Bauherrschaft: PE Strandkai GmbH & Co. KG c/o DC Developments GmbH & Co. KG ; AUG. PRIEN Immobilien Gesellschaft für Projektentwicklung, Hamburg
Architektur: Hadi Teherani Architects, Hamburg
Gebäudehülle / Fassadenbauarbeiten: Frener & Reifer GmbH, Brixen (I)
Projektleitung Frener & Reifer: Stefan Gasser
Technischer Projektleiter Frener & Reifer: Josef Hilpold / Carmen Niederkofler
Montageleiter Frener & Reifer: Andre Vater
Fotos: Frener & Reifer