Licht und Luft in alter Bodega

Die andalusischen Architekten Iniesta Nowell Architectos haben in Jerez de la Frontera, der namensgebenden Stadt des Sherrys, eine ehemalige Bodega in ein luftiges, mediterranes Stadthaus umgebaut. Mit den filigranen Stahlprofilen Jansen Art’15 fanden die Architekten eine Materialisierung, mit der sie die ursprüngliche Materialisierung des Gebäudes in die Gegenwart geholt haben.

Die Stadt Jerez de la Frontera in Andalusien ist der Ursprungsort des Sherrys, einem mit Brandwein versetzten, trockenen Weisswein. Ab dem 18. Jahrhundert entstanden im Ort unzählige Bodegas und neben den Weinkellern ganze Strassenzüge mit zusätzlichen Funktionen für die Sherry-Herstellung, wie Räume für die verschiedenen Wartungsarbeiten sowie die Reinigung und Reparatur der Holzfässer. Auch mit dem Übergang zur industriellen Produktion blieben die Winzer mehrheitlich in der Stadt und bauten für ihre Weinkeller – die Bodegas – eine «Stadt in der Stadt». Für die Reifung des Weins in den Fässern entstanden zudem vertikale Strukturen in einem speziellen Kellertyp, der gross, dunkel, belüftet und kühl sein musste. Mit der modernen Konzentration und technologischen Verfeinerung der Sherry-Herstellung im Laufe der Zeit wurden dann aber doch viele dieser Gebäude, die sich oft in den tiefen, lichtgeschützten Hinterhöfen befinden, für verschiedene Zwecke umfunktioniert: Es entstanden Geschäfte, Büros, Fitnessstudios und natürlich Wohnungen.

Vivienda en una Bodega de Jerez
Vivienda en una Bodega de Jerez

Einen alten Teil der Stadt wieder entdeckt

Das ehemalige Weingut, mit dessen Umbau Iniesta Nowell Architectos aus Jerez und Madrid betraut wurden, war schon vorher nicht mehr als Bodega benutzt worden, sondern diente als Möbellager. Anhand der verfügbaren Unterlagen konnten die Architekten feststellen, dass es sich um eine kleine hauseigene Weinkellerei gehandelt hatte. Diese war möglicherweise mit einem Wohnhaus verbunden, das jedoch in der Zwischenzeit verschwunden war. Ein entsprechender Hinweis auf den Gebäudekomplex und seine Nutzung lieferte eine Urkunde. Sie belegt einen Wartungsgang, der jedoch im Zustand des Hauses, wie ihn die Architekten vorfanden, nicht mehr vorhanden war.

Vivienda en una Bodega de Jerez

«Für uns war die Restaurierung und der Umbau Bodega eine schöne Gelegenheit, einen alten Teil der Stadt wiederzuentdecken: das Netz der Gassen in den Hinterhöfen, die noch heute eine ‘zweite’ Stadt bilden und mit der Welt des Jerez Weins verbunden sind», so Projektleiter Rafael Iniesta Nowell. Die Architekten entwickelten das neue Wohnhaus entlang der Überreste der einstigen rue intérieure für die Erschliessung und Bewirtschaftung der Weinkellerei. Sie verlängerten diese zu einer Terrasse am Ende des Grundstücks. Die umschliessende Mauer macht diesen Raum zu einem Ort der Begegnung. Und für sommerliche Abkühlung sorgt ein kleiner Pool.

Vivienda en una Bodega de Jerez
Licht und Luft in alter Bodega

Die Räume in die Tiefe und Höhe entwickelt

Das Wohnzimmer und die Küche liegen an der Hauptfassade. Dabei haben die Architekten den monumentalen Charakter erhalten, der dank der ursprünglichen Höhe des Gebäudes gegeben war. Die grosszügigen Bogenfenster zur Strasse und zur angrenzenden Grundstücksmauer sind mit transluzentem Glas versehen. Sie sind nicht nur Sichtschutz zur Strasse hin, sondern schützen zugleich gegen die Hitze in der steinernen Umgebung. Die Räume mit den Schlafzimmern und weiteren Aufenthaltsräumen im hinteren Bereich sind auf zwei Ebenen angeordnet und geben den Blick frei auf den Pool. Es gibt offene Räume, die einen Blick durch das gesamte Gebäude ermöglichen; sowohl von Süden nach Norden als auch von Osten nach Westen.

Vivienda en una Bodega de Jerez
Vivienda en una Bodega de Jerez

Traditionelle Bauweise weitergeführt

Iniesta Nowell Architectos entwickelten das Projekt Schritt für Schritt in der Auseinandersetzung mit der bereits bestehenden Struktur. Deshalb kamen auch Systeme und Materialien zu Anwendung, wie sie in der Architektur für Weinkeller üblich sind: lokaler Kalkstein, Kalk, Kiefernholz und Eisen. «Mit grossem Respekt gegenüber der Typologie und den historischen Baumethoden haben wir eine vergessene Struktur in ein mediterranes, andalusisches Haus verwandelt», sagt Rafael Iniesta Nowell. «Gleichzeitig haben wir einen Teil des städtischen Gefüges der Stadt der Bodegas revitalisiert.»

Vivienda en una Bodega de Jerez

Filigrane Stahlprofile mit Jansen Art’15

Die Architekten wählten die ungebrochenen, nichtisolierenden Stahlprofile Jansen Art’15 in erster Linie aufgrund der Komplexität der Aufgabe, einen alten Weinkeller in einen ästhetisch anspruchsvollen Wohnbereich mit den damit verbundenen Anforderungen zu verwandeln. Mit den Stahlprofilen Jansen Art’15 ist es Iniesta Nowell Architectos nicht nur gelungen, dem andalusischen Haus ein mediterranes Flair zu verleihen, sondern damit auch am historischen Kontext anzuknüpfen. Das filigrane Stahlprofil von Jansen wurde in einer jahrelangen Zusammenarbeit mit Top-Architekten entwickelt und ist gerade für anspruchsvolle Architekturschaffende ein System, das einen hohen gestalterischen Anspruch mit materieller Hochwertigkeit verbindet. Es wird daher von Architektinnen und Architekten für historische Gebäude aus der Zeit der Industrialisierung und der Moderne sehr gerne verwendet.

Vivienda en una Bodega de Jerez
Planimetria 4

BAUTAFEL

Bauherrschaft: privat
Architektur: Iniesta Nowell Architectors, Jerez de la Frontera und Madrid
Generalunternehmung: Marros S. L., Jerez de la Frontera
Metallbau: Tamarit Guisado, Écija, Sevilla
Verbaute Produkte: Profilsystem Jansen Art’15

Fotografie: Rafael Iniesta Nowell