Farblich changierende Metallfassade
In Frauenfeld haben Ivanov & Partner Architekten ein dreistöckiges Mehrfamilienhaus erstellt, das abweicht von der üblichen Typologie eines solchen Baus. Eingefasst wird es von einer farblich changierenden Metallfassade aus eloxierten Aluminiumlamellen.
Das Aussergewöhnliche an dem dreistöckigen Neubau in Frauenfeld ist nicht, dass er eine Komposition aus sechs klassischen Eigentumswohnungen und einer Dachwohnung ist. Obwohl sich die exklusive Dachwohnung über das gesamte Dachgeschoss (ca. 400 m2) und über einen Dachgarten (ca. 150 m2) erstreckt und hier oben sogar einen Pool bietet. Vielmehr geht das Besondere auf den Nutzungsentwurf der Bauherrschaft zurück. Die Homebay AG aus Frauenfeld wollte neben den entstehenden Eigentumswohnungen auch einen Bereich für die Eigennutzung schaffen: Drei der sieben Einheiten werden von den Eigentümern selbst genutzt. Dazu zählen neben der Dachwohnung eine 4,5-Zimmer-Wohnung im ersten Stock und eine 2,5-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss. Alle drei Einheiten sind über einen privaten Aufzug verbunden. Ein Teil des Gebäudes erhält damit den Charakter eines mehrstöckigen Einfamilienhauses, das von derselben Familie genutzt wird.
Sämtliche Wohnungen sind mit Loggien versehen und öffnen sich durch grossflächige, raumhohe Fenster nach aussen. Die Dachwohnung allerdings besitzt auf allen vier Seiten grosszügige Terrassen und darüber hinaus im Herzen ein 40 m2 grosses Atrium, das zu drei Seiten hin verglast und einseitig mit einer Natursteinfassade versehen ist. So dringt auch von innen heraus Licht und bei Bedarf Luft in die Wohnung. Vom Atrium aus führt eine stählerne Wendeltreppe – eine nahtlos ausgeführte Skulptur – hinauf zur Dachterrasse und zum privaten Pool.
Technisch ausgereizt
Vereinheitlicht und umhüllt wird das Mehrfamilienhaus durch eine aussergewöhnliche Fassade; das kompakte Gebäude verrät nach aussen nichts von seiner interessanten Struktur im Inneren. Alle vier Fassaden, insgesamt 480 m2 Fläche, wurden architektonisch gleichbehandelt.
Bei vielen der Entscheidungen betreffend Gestaltung gingen die Architekten bis an die Grenzen der Technik. So wurden zum Beispiel für die rahmenlosen Schiebefenster zu den Loggien, Terrassen und zum Atrium hin die grösstmöglichen Elemente eingeplant. Die Grösse der einzelnen Elemente beträgt bis zu 6.0 m x 3.0 m, was einer maximalen Fläche von 18 m2 pro Element entspricht. Um speziell in der rundum verglasten Dachwohnung auch über die Sommermonate eine durchgängig angenehme Temperatur von max. 23 °C ohne zusätzliche Kühlung gewährleisten zu können, wurde einerseits die Verglasung der Wohnräume zurückgesetzt. Andererseits wurden die einzelnen Türelemente motorisiert und mit der KNX-gesteuerten Gebäudeautomation vernetzt. So können sämtliche Fronten jederzeit leichtgängig geöffnet und für Belüftung gesorgt werden.
Die Zimmerfenster der Wohnungen im ersten Stock und in den Obergeschossen wurden als dreifach verglaste Holz-Metall-Fenster ausgeführt, bei denen die Rahmen von aussen nicht sichtbar sein sollten.
Objektspezifische Lamellen
Als eines der Highlights des Projekts bezeichneten die Architekten selbst die Gestaltung der Aussenfassade, eine hinterlüftete Metallfassade aus eloxiertem Aluminium. Das Erscheinungsbild der Fassade wird von horizontal angebrachten Aluminiumlamellen in den Dimensionen 27 x 30 mm dominiert.
Aus bauphysikalischen Gründen wurde das Fassadensystem von der GFT Fassaden AG mit der speziellen Unterkonstruktion GFT Thermico STAR H (236 mm, L-Profil 65/45 mm; Aufbau mit GFT Hutprofilen 30/25/60 mm) verbunden, die wärmebrückenfreie Anschlüsse ermöglicht. Die Unterkonstruktion basiert auf einem verbindenden Stab aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), der nicht wärmeleitend ist. Er bildet das Verbindungsglied zwischen dem warmen Gebäudeteil und der kalten vorgehängten Gebäudehülle. Mit dieser Konstruktion kann der U-Wert um bis zu 40 % verbessert werden. Als). Die insgesamt 9’786 Laufmeter Lamellen wurden mit Hilfe eines Clipp-Mechanismus des Grundsystems zusammen mit dem Aufbausystem GFT Clipprofil an einer Trägerplatte befestigt. Die totale Tiefe des Wandaufbaus beträgt in diesem Fall vom Tragwerk bis zur Aussenkante der Aluminium-Lamelle 320 mm. GFT liess für das Projekt speziell zwei selbst entwickelte Profiltypen fertigen und verbauen. Das Farbkonzept wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten erarbeitet.
Die zwischen den Lamellen durchscheinende Trägerplatte mit einer Stärke von 3 mm wurde dunkel und tiefmatt einbrennlackiert, was optisch die Strukturtiefe der Fassade verstärkt. Die Aluminiumprofile wurden eloxiert, wobei die farbgebenden Metallsalze tief in die Aluminiumoberfläche eingebunden wurden. Diese Veredelung verleiht dem Aluminium eine lichtechte Färbung. Je nach Lichtverhältnissen und Sonnenstand vermittelt die Oberfläche einen wechselnden Farbverlauf. Zudem sorgt die anodische Oxidation dafür, dass sich die oberste Schicht des Aluminiumbauteils in eine robuste Oxidschicht verwandelt, die vor Verschleiss und Korrosion schützt. Damit wird auch das edle Aussehen erzeugt.
Lamellen-Lösungen werden grundsätzlich objektspezifisch jeweils pro Projekt entwickelt. Dies beinhaltet die Trägerplatte, die Lamellen sowie die mechanische Clip-Befestigung. Ein wichtiger Aspekt der architektonischen Gestaltung war bei diesem Projekt auch die Präzision der Fassade, die weder sichtbare Dachrandabdeckungen noch Fensterbänke oder andere technische Aufbauten und Einbauten wie Speier, Notüberläufe, Rohre, Brüstungsabdeckungen zuliess. Ob Dachrand, Fensterbank oder grosse homogene Fläche, das Erscheinungsbild der Fassade bleibt immer gleich.
Für Fenster, bei denen der Sichtschutz wichtig ist, wie z.B. bei den Bädern oder Fenstern mit Formaten, die nicht in das Fassadenraster passen, wurden die Aluminiumprofile einfach weitergeführt, das Grundblech allerdings perforiert. Damit konnte ein effizienter Sichtschutz erzielt und gleichzeitig viel natürliches Licht durchgelassen werden.
Kontinuität ist eine der massgeblichen Ideen für diesen Bau. Der hohe Wohnstandard wird unterstrichen durch die konsequente äussere Gestaltung, die einerseits strukturiert und andererseits durch ihre Tiefeneffekte und den wechselnden Glanz sehr verspielt wirkt.
BAUTAFEL
Bauherrschaft: Homebay AG, Frauenfeld
Architekt: Ivanov & Partner GmbH, Dübendorf
Fassadenbau: Alltec Dach AG, St. Gallen
Fassaden-Systemlieferant: GFT Fassaden AG, St. Gallen