Grosszügig wohnen unter dem Dach

Eine reine Dachwohnung ist nicht das einfachste Terrain, wenn es ums Einrichten geht. Speziell im ausgebauten Estrich eines Altbaus aus dem 19. Jahrhundert, in dem massive Dachschrägen, Stützen und Balken den effektiven Raum beschränken. Doch mit einigen cleveren Ideen und Möblierungskniffen machten die Innenarchitektinnen von teo jakob diese Wohnung über den Dächern von Zürich-Hottingen zu einem offenen und grosszügigen Zuhause.

Das Quartier zwischen Klusplatz, Kulturama und Botanischem Garten vermittelt einen Mix aus gediegener Beständigkeit und Metropolflair. Der Jugendstilbau inmitten des städtischen Wohnviertels stammt aus dem Jahr 1895 – drei Jahre zuvor war die ehemals eigenständige Gemeinde Hottingen der Stadt Zürich eingemeindet worden. Auf dem altehrwürdigen Bau thront als 5. Wohngeschoss die besagte Dachwohnung. Diese entstand nachträglich, indem der ehemalige Estrich des Mehrfamilienhauses 1984 noch zu Wohnraum umgebaut wurde. Dabei wurden auch eine Galerie und zwei Terrassen geschaffen. Als vor Kurzem der heutige Bauherr die Wohnung erwarb, bot sich ihm die Gelegenheit, die Wohnung zu modernisieren und an seine Bedürfnisse anzupassen. Dafür holte er sich teo jakob zur Hilfe.

Dachwohnung
Dachwohnung

Neues Raumkonzept

Die Raumanalyse von Projektleiterin Susanne Gygax von teo jakob ergab, dass das Potential der Wohnung noch längst nicht ausgeschöpft war. Ihren ersten, einfachen Analyseschritt schildert sie selbst recht anschaulich: «Wo muss man hier schon den Kopf einziehen?». Um genau solche Einschränkungen zu beheben oder auszugleichen und andererseits die vorhandenen Stärken der Wohnung, wie die schönen Ausblicke und den Zugang zur Terrasse besser zu inszenieren, erstellte sie ein neues Raumkonzept. Das Ziel bestand schliesslich darin, den Raum zu öffnen und ein neues Zentrum zu schaffen. Dafür machten die Innenarchitekten dem Bauherrn den Vorschlag, das vorhandene grosse Cheminée abzubrechen, die Küche zu versetzen und da Ganze inklusive einer Kochinsel im Wohnbereich zu platzieren. «Im ersten Moment überraschte mich dieses Konzept, da ich nie auf diese Idee gekommen wäre», erinnert sich der Auftraggeber. «Die Idee war mir jedoch sympathisch, und anhand der Pläne konnte ich mir das gut vorstellen.»

Küche

Durch die offene Küche ist der 65 m2 grosse Wohn- und Essbereich heute optimal zoniert. Es entstanden durchgängige Blickachsen in Richtung Fenster und Terrasse, die für ein offenes Gefühl und viel Licht im Innenraum sorgen. Um diese Grosszügigkeit zu unterstreichen, wurde als Basis der Neugestaltung ein helles und freundliches Farbkonzept ausgesucht. «Mit einer einheitlichen Farbgebung konnten wir die Präsenz der Küche reduzieren und den Raum als Ganzes schlicht gestalten», fasst Gygax zusammen. Alle Einbauten, die neue Galeriebrüstung und die bestehende Wendeltreppe wurden passend zur modernen weissen Küche ebenfalls weiss gestrichen. Zusammen mit einzelnen sandfarbenen Wänden entstand eine moderne, wohnliche Atmosphäre. In den lichtdurchfluteten Raum sorgt ein dunkler Eichenboden schliesslich für einen edlen Charakter.

Eigenständige Bereiche

Heute bietet der offene Grundriss eine gestaffelte Anordnung von drei Zonen: Küche, Essbereich und einladende Sofaecke. Alle drei Bereiche sind verbunden und stehen doch auch ganz für sich. Dazu trägt neben architektonischen Elementen wie jeweils ein Erker sowie zonierende Stützen und Balken auch die Möblierung bei.

Die Innenarchitektin Alexandra Ammann wurde in das Projekt miteinbezogen, weil sie den Wohnstil des Bauherrn aufgrund einer früheren Zusammenarbeit bereits kannte. Sie führt aus, dass die Innenarchitektur und Möblierung gestalterisch eine Einheit bilden sollen. Im Essbereich griffen die verantwortlichen Gestalterinnen daher zu einem echten Eycatcher. Der ikonische Massivholztisch Bigfoot von e15 knüpft mit seinen massiven Kantholzbeinen optisch an die Holzstützen der Wohnung an. Die Europäische Eiche transportiert eine warme Lebendigkeit in den Raum und markiert in ihrer markanten Form auch den Mittelpunkt der Wohnung. «Dieser Tisch, dieser Ort, das ist das Herzstück meiner Wohnung. Hier findet der Austausch statt, hier arbeite ich», sagt der Hausherr und ergänzt, «und der Kontrast zu den in grauem Samt bezogenen Stühlen ist fantastisch.» Der Stuhl Merwyn von WITTMANN sorgt auf eine moderne Art und mit seiner angenehm weichen Haptik für ein wohnliches Ambiente. Über dem Tisch unterstreicht der Hängeleuchter Crown Minor von NEMO den Anspruch als Zentrum der Wohnung. Die anschliessende Sitzecke erhielt ein weisses, niedriges Ecksofa von B&B ITALIA , das sich zusammen mit einem hellen Teppich zurückgenommen in die Raumecke schmiegt. Einen Kontrast in Form und Farbe bildet der Grand Repos Sessel von VITRA in einem dunkelroten Wollstoff, von dem aus der Hausherr den Blick entspannt über die Dächer von Zürich gleiten lassen kann. Kissen auf dem weissen Sofa greifen die warme Farbigkeit des Sessels als freundliche Farbtupfer als Zusammenhalt für die Sitzgruppe wieder auf.

Ankleide
Ankleide

Zu den Herausforderungen in einer Dachwohnung zählt es auch, bei all den Schrägen eine Wand zu finden, an der sich Schränke oder ein Regal platzieren lassen. Da nun allerdings der Raum der alten Küche frei wurde, baute die Architektin kurzerhand dort eine begehbare Garderobe unter die Schrägen ein. «Für einen ordnungsliebenden Menschen ist es natürlich schön, wenn die Gegenstände gut untergebracht werden können. So hat jedes Objekt seinen Platz.» Gleiches galt auch für das eher kleine Badezimmer, wo die Spülkastenverkleidung aus Holz kurzerhand als Einbauschrank weitergezogen wurde. Obenauf entstand eine praktische Ablagefläche. Der reduzierte, kantige Waschtisch schafft ein modernes Ambiente, während das wandmontierte Badmöbel die warme Natürlichkeit des Holzschranks gegenüber aufnimmt.

Bad
Bad

Versteckte Rückzugsorte

Hinter einer raumsparenden Schiebetüre, versteckt sich das kleine Schlafzimmer, das mit einem zurückhaltenden Massivholzbett und den zwei runden, weissen Nachttischen Conga von SCHÖNBUCH optimal ausgenutzt ist. Die Wandleuchte Lampe de Marseille mini von NEMO mit beweglichem Arm und eine Panthella mini von LOUIS POULSEN jeweils in Weiss ergänzen den Raum mit ihren pfiffigen Formen und schaffen eine angenehm intime und ruhige Atmosphäre.

Schlafzimmer

Ein weiteres Highlight der Wohnung lässt sich über die Wendeltreppe im hinteren Bereich der Wohnung erklimmen: Hier befindet sich die Galerie, die einerseits auf eine weitere Terrasse führt und andererseits Platz für eine versteckte TV- und Leseecke bietet. Die extra tief gewählten Möbel, ein USM Haller Lowboard für den eleganten Fernseher und ein flaches Vollpolstersofa, die Chaiselongue Grand von VITRA, nutzen den Raum auf der einseitig offenen Empore optimal aus. Auch hier wurden mit den Textilien, Kissen und Teppich die roten Farbtupfer aus dem Wohnbereich wieder aufgegriffen.

Speziell diese liebevoll eingesetzten Kontraste bringen Leben in die Wohnung. Der exquisite Stilmix aus hochwertigen Materialien und Farben sorgt für ein zeitloses und raffiniertes Zuhause, einen wohnlichen Rückzugsort inmitten der Stadt Zürich. Der  Bauherr ist froh, dass er auf die Umbauideen und Möblierungsvorschläge von teo jakob vertraut hat: «Meine Bedürfnisse wurden sehr gut abgeholt, kein einziges Möbelstück war ein Fehlkauf.»

Fotografie: Pierre Kellenberger

Galerie