Prix Lumière 2023 für MICHAELJOSEFHEUSI GmbH
Der Mühlesaal Klosterinsel Rheinau wurde am 28. September 2023 mit dem Prix Lumière 2023 der Schweizer Licht Gesellschaft SLG ausgezeichnet. Der Preis wurde der MichaelJosefHeusi AG für eine herausragende Lichtlösung verliehen, bei deren Realisierung innovativer Lichtgestaltung, in Verbindung mit der Architektur, besondere Beachtung geschenkt wurde. Die Jury überzeugte nebst technischen Finessen und kluger Umsetzung vor allem die Sinnlichkeit und Poesie des lichtgestalterischen und räumlichen Eingriffs.
Als beliebtes Ausflugsziel ist die Klosterinsel Rheinau ein touristischer Magnet, der weit über die Region hinaus strahlt. Dank der einzigartigen Lage mitten im Fluss, bilden das Restaurant «Klostergarten» mit dem auf seine schlichte Art prachtvollen Mühlesaal eine einzigartige Oase im Zürcher Weinland. Der 250 m2 grosse und rund 7m hohe multifunktionale Festsaal mit separater Cateringküche wird für Hochzeitsbankette, Geschäftsanlässe, Konzerte, Seminare, Konferenzen und viele weitere Events genutzt.
Die Klosterinsel Rheinau ist geprägt von einer Jahrhunderte alten Kultur- und Architekturgeschichte. In der Barockzeit war über der Mühle ein prunkvoller zweigeschossiger Saal eingerichtet. Dieser ging in den 1860er Jahren aufgrund der Umnutzung in die damalige psychiatrische Klinik verloren. Der Mühlesaal wurde nun in seinem ursprünglichen Volumen und mit seinen Fenstern und ovalen Oculi wiederhergestellt und ist damit wieder Teil der der beeindruckenden Klosteranlage. Mangels originaler Substanz interpretierten die Architekten den Aufbau einer barocken Decke in abstrahierter Form.
An der Abstraktion knüpft die lichtgestalterische Idee an. Sie geht der Herkunft des Wortes «Barock» nach. Das portugiesische «barocco» steht für ein unregelmässig geformte Perle und wurde zur Bezeichnung der Epoche nach dem Manierismus von der Geschichtsschreibung beigezogen. Die barocke Perle wurde als formale Ausgangslage für gependelte leuchtende gläserne Objekte genommen. Multiplikation und Verdichtung führen zu einer übergeordneten Grossform, einer Art Schwarm. Der Schwarm ist in seiner Dichte und seiner Ausdehnung im Raum so gestaltet, dass er eine dynamische Geste beschreibt. Er besteht aus 100 mit Optik und Diffusor ausgerüsteten Perlen und 191 Perlen ohne Lichttechnik, alles mundgeblasene Unikate. Die irisierende Beschichtung und die daraus resultierenden regenbogenfarbigen Reflexe führen zu einer faszinierenden Gesamterscheinung der 291 Perlen. Tiefstrahlende lineare Multireflektor-Downlights in der Decke komplettieren die Lichtanlage. Neben der stufenlosen Dimmung von 500 lx hinunter zu 1 % Lichtstrom lassen sich durch abmischen des Lichtstromanteils der zwei Leuchtentypen auch Schattigkeit und Brillanz verändern. Insgesamt sind 2 dynamische und 6 statische Szenen von moderat bis dramatisch wählbar um die verschiedensten Nutzungen, von Hochzeitsbankett über Konzert bis Konferenz zu beleuchten.
Lichtgestaltung
Um der fast monochromen weissen Hülle des Festsaals einen warmen aber nicht zu stark gelblichen Touch zu verleihen wird sie mit einer Farbtemperatur von 3000 K beleuchtet. Im Wissen darum, dass die Erinnerung an einen Ort auch massgeblich von den erlebten Begegnungen mit anderen Gästen abhängt, wurde darauf geachtet, dass sich die Besucher im bestmöglichen Licht begegnen. Entscheidend dabei ist ein moderate Schattigkeit für Konferenzen und eine dramatischere Schattigkeit für festliche Anlässe. Bei festlichen Anlässen ist der Lichtstromanteil aus den Perlen am höchsten und der Lichtschwerpunkt ist näher bei den Gästen. In einer Konferenzsituation bestreiten die linearen Downlights den höheren Anteil der Beleuchtungsstärke und der Lichtschwerpunkt steigt gegen die Decke. Der Saal wird in seiner Höhe inszeniert. Der hohe Ra von 95 mit einem guten R9 Wert sorgt dafür das die Farbtöne von Haut, Kleidern, Speisen, Dekoration und Möblierung natürlich und gesättigt in Erscheinung treten. Der «Perlenschwarm» ist in einem verschobenen Raster mit 7 Pendelhöhen zu einer dynamischen Form gestaltet. Die Dynamik wird durch eine S-Form erreicht, die in der Mitte verdichtet ist und an den beiden Enden spitz zulaufend ausdünnt.
Lichtsteuerung
In den 10 Perlengruppen durchdringen die jeweils aneinander anstossenden Gruppen einander. Dies erlaubt eine feinere Einstellung der Szenen in Bezug auf die Lichtwirkung z. Bsp. auf Tischen oder Bestuhlung. Weiter macht es die dynamischen Szenen, in denen die Helligkeit durch den «Perlenschwarm» wandert, überhaupt erst möglich.
Zum Prix Lumière 2023:
Die Schweizer Licht Gesellschaft SLG zeichnete am 28. September im Architekturforum in Zürich drei Projekte aus. Prämiert wurden die Beleuchtung Mühlesaal der Klosterinsel Rheinau (Michael Josef Heusi), das Biozentrum der Universität Basel (Licht Kunst Licht) sowie der Pont de Chauderon – une traversée, Lausanne (Lumière Electrique).
Bei der Bewertung der Projekte lag der Schwerpunkt auf Innovation und einem nachhaltigen Ansatz für die Beleuchtung. Die Jury unter der Leitung von Dr. Ralf Michel fokussierte sich vor allem auf die Qualität der Lichtstimmungen, dem Zusammenspiel von Kunst- und Tageslicht sowie der technischen und gestalterischen Umsetzung der Beleuchtungen. Von den 38 eingereichten Projekten wurden 12 vor Ort begutachtet.