Unterhaltsarme Fassaden

Die Fassade muss heute zahlreiche Funktionen in sich vereinen. Bei der Kosten-/Nutzenanalyse fallen auch mögliche Reinigungs- und Unterhaltskosten ins Gewicht. Was es hierbei zu beachten gilt.

Heute werden an die Gebäudehülle hohen Anforderungen gestellt: Sie muss hohe Dämmeigenschaften aufweisen, schön aussehen sowie unterhaltsarm und pflegefreundlich sein. Auch bei einer energetischen Sanierung von Gebäuden stellt sich die Frage nach der Art und Weise der Dämmung. Hinterlüftete Fassaden oder gedämmte Kompaktfassaden mit einer entsprechenden Verkleidung besitzen diesbezüglich optimale Eigenschaften. Die Kosten sind höher, darum stellt sich besonders hier die Frage nach der Wahl eines langlebigen und unterhaltsarmen Fassaden- bzw. Verkleidungsmaterials. Folgend finden Sie ein paar ausgewählte Materialien mit ihren Vor- und Nachteilen. Eins aber sei vorweggeschickt: Die perfekt unterhaltsfreie Fassade gibt es nicht.

Verkleidungen aus Holz

Wir alle kennen Beispiele von holzverkleideten Gebäuden, die unbehandelt nach wenigen Jahren ungleichmässig vergraut sind, je nachdem, wie und wo die Fassade der Sonne und anderen Witterungseinflüssen ausgesetzt war. Wer gut damit leben kann, leistet mit einem nachwachsenden, CO2-absorbierenden Baustoff einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Eine Möglichkeit, der unregelmässigen Vergrauung vorzubeugen, ist der sogenannte Vorvergrauungsanstrich: Da die dieser das darunterliegende Holz schützt, muss die Fassade nicht nachbehandelt werden und ist somit nahezu unterhaltsfrei. In jüngster Zeit werden vermehrt Schlammfarben als Holzschutz eingesetzt; eine Tradition in Schweden. Schlammfarben sind diffusionsoffen und lassen das Holz darunter atmen (schwedenfarben.ch).

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Faserzement, HPL-Platten, Kunststoff …

Es gibt zahlreiche Komposit-Materialien, die sich als unterhaltsarme Platten- und Lattenverkleidungen für die Fassade eignen. Erst recht, weil das Angebot an Oberflächenstrukturen in den letzten Jahren enorm gewachsen ist. Am bekanntesten sind in der Schweiz die Faserzement-Platten von Eternit. Dank ihrer Robustheit und Witterungsbeständigkeit sind sie äusserst unterhaltsarm. Je nach Farbe müssen aber auch Eternit-Verkleidungen regelmässig gereinigt werden. Neben Zementfaser bietet der Markt auch die äusserst widerstandsfähigen HPL-Platten (High Pressure Laminate) an. Dies sind Platten, für welche mehrere Papierschichten in Melaminharz getränkt und unter Hochdruck verpresst werden. Dadurch entsteht ein duroplastischer Kunststoff. Auch hier gibt es heute eine grosse Auswahl an Oberflächen mit Holz- und Natursteinoptiken (argolite.ch). Die Herstellung von HPL verursacht zwar keine grossen Umweltbelastungen und ist weitestgehend ressourcenschonend. Da das Melaminharz jedoch ein Kunststoff ist, müssen HPL-Platten nach ihrer Lebensdauer als Bauabfälle verbrannt werden. Dies gilt auch für andere Kunststoff-Fassadenplatten.

Naturstein, Feinsteinzeugplatten

Naturstein als Fassadenverkleidung hat eine jahrhundertealte Tradition für historische Gebäude, Kirchen und Kathedralen. Je nach Material und Härte des Steins kann die Verarbeitung aufwendig sein und diese die Kosten in die Höhe treiben. Besonders langlebig und wenig anfällig auf Verschmutzung sind Fassadenelemente oder Schindeln aus Schiefer. Sehr attraktiv wirken bei grosszügigen Häusern und Villen Natursteinriemen, die der Gebäudehülle einen homogenen und muralen Charakter geben. Als vorgehängte Fassade mit einem mechanischen Befestigungssystem können einzelne Riemen problemlos ersetzt werden.

Feinsteinzeugplatten, die manchmal täuschend echt wie Naturstein oder gar Holz aussehen, kennt man vor allem als Material für den Innenausbau. Doch die unterhalts- und reinigungsarmen Keramikplatten sind aufgrund ihrer Robustheit und Witterungsbeständigkeit sowie ihres attraktiven Preises bestens geeignete Fassadenmaterialien. Feinsteinzeug-Platten gibt es heute in vielfältigen Varianten und Optiken. Je heller die Farbe und auffälliger die Texturen, umso häufiger müssen diese Fassaden in bestimmten Abständen gereinigt werden.

Glasierte Keramik, Terracotta-/Tonziegel

Im urbanen Kontext haben sich in den vergangenen Jahren glasierte Keramikplatten und vorgehängte Tonziegel als Trend bemerkbar gemacht. Dank der geschlossenen Oberfläche der Glasur ist das Material für eine Kompakt- oder hinterlüftete Fassade resistent gegen Witterungseinflüsse und daher sehr langlebig und unterhaltsarm. Ziegel und Schindeln aus gebranntem Ton werden im Unterschied zum Bauziegel als Terracotta bezeichnet. Dieses Naturmaterial ist besonders nachhaltig, da Ton auch in der Schweiz abgebaut und gebrannt wird und somit lange Transportwege wegfallen.

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Die Solarfassade

Bei der Photovoltaik denken viele an PV-Anlagen auf dem Dach. Doch seit ein paar Jahren findet man sie immer häufiger auch an Fassaden von kleinen und grossen Wohnhäusern. Die PV-Module werden heute derart in unterhaltsames Glas eingebunden, dass man der Fassade nicht ansieht, dass sie ein Energielieferant ist. Solarfassaden sind zwar etwas teurer. Doch der Mehrpreis ist spätestens nach 15 Jahren amortisiert; die Einsparungen durch den Energieertrag nicht mitgerechnet.

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Erdfarbene Anstriche bleiben länger schön

Und wer sich dennoch für den bewährten Verputz mit Anstrich – mit oder ohne Wärmedämmung – entscheidet: Ein Blick auf historische Altstädte zeigt, dass früher oft «Farbe bekannt» wurde. Die mineralischen, organischen oder anorganischen Pigmente der Silikat- oder Kalkfarben geben den Gebäuden einen natürlichen «Anstrich». Hier gilt zu beachten: Erdige Terracotta- oder Schlammtöne bleiben länger schön, da auf ihnen der Schmutz nicht auffällt. Hersteller wie etwa STO (www.stoag.ch) bieten ihren Kundinnen und Kunden Produkte mit Lotus-Effekt Technologie an. Diese reduziert die Haftung von Schmutzpartikeln und bei Beregnung findet eine Selbstreinigung statt.

 

Text: Christina Horisberger