Wald modern: Neuer Naturbezug im Bruderhaus

Im Wildpark Bruderhaus in Winterthur steht fortan die Wissenvermittlung im Bereich Tierschutz im Mittelpunkt. Beim neu ansässigen Natur- und Tierschutzkompetenzzentrum "Kompanima" der Haldimann-Stiftung setzten die Architekt*innen von Marazzi Reinhard auf den Einbezug von Bestand und Natur. Unterstrichen wird das Konzept durch die Inneneinrichtung von Teo Jakob.

Der Wildpark Bruderhaus in Winterthur ist einer der ältesten Wildparks der Schweiz. Sein Name, «Bruderhaus», erinnert noch heute daran, dass in dieser Umgebung einst Franziskanermönche zurückgezogen im Wald lebten. Heute bewohnen rund 80 Tiere das Gelände von gut sechs Hektaren Grösse – Luchse, Wildschweine, Rothirsche, Mufflons, Przewalskipferde und Wölfe.

Mit der Vision, das Wissen über Tierschutz und Biodiversität zu verbessern und weiterzutragen, entstand in Zusammenarbeit der Haldimann-Stiftung mit der Stadt Winterthur vor einigen Jahren die Idee für ein Natur- und Tierschutz-Kompetenzzentrum. Im Bruderhaus fand sich der ideale Standort. Gross und Klein kann einerseits live an den Gehegen das Verhalten der Wildtiere beobachten und sich über die Bedürfnisse unserer Haustiere informieren. Andererseits kann neu natur- und tierschutzspezifisches Wissen im Kompetenzzentrum gleich vor Ort in Seminaren, Tagungen, Kursen, Workshops und andere Weiterbildungen an Berufsleute oder privat Interessierte im Natur- und Tierschutzbereich weitervermittelt werden. Zu diesem Zweck liess man das bestehende Gebäudeensemble des Wildparks umgestalten.

Um die verschiedenen Bedürfnisse der unterschiedlichen Nutzer in einem Bau zu vereinen, strukturierten die beauftragten Architekt*innen von Marazzi Reinhard das grösste Ökonomiegebäude des Areals um. Für das neu erstellte Gebäude «Fauna» wurde ein vormaliger flacher Seitenflügel durch einen Neubau ersetzt und dieser um ein zusätzliches Geschoss ergänzt.

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Konsequent angeknüpft

Äusserlich ist der Neubau am benachbarten Fachwerkbau orientiert und als Holzkonstruktion über einem massiven Erdgeschoss aus Beton angelegt. Schwarz lackierte Holzlamellen vor den Fenstern erinnern an die Streben des Fachwerks. Diese äussere vorgehängte Fassadenhülle umgreift mit ihren dünnen Streben das gesamte Gebäude. Alt- und Neubau vereinen sich unter der Fassade und einem gemeinsamen Dach zu einer neuen Einheit. Schliesslich ist die Korrespondenz der Bauten aber nicht nur auf die optischen Anklänge zurückzuführen, sondern auch auf eine Anknüpfung an die Konstruktion im Inneren. Denn strukturell wurde der Bestandsbau übernommen. Dazu zählt auch der imposante Dachstuhl, der nach denkmalpflegerischen Ansprüchen sichtbar gemacht wurde.

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Flexibel eingerichtet

Als Kontrast zur dunklen Aussenhülle des Baus zeigen sich die Seminarräume innen als durchgehend wohnliche Umgebung – geprägt von hellem Fichten- und Eichenholz. Die Architekt*innen setzten neben Holz auf echte und langlebige Werkstoffe wie Beton und Klinker. Dabei treffen die bodenständigen Materialien auf ein sehr filigranes Handwerk mit Liebe zum Detail: Frische, helle Fichtenholzplatten im Dachstuhl, edles Eichenholz für die Türrahmen und einfache MDF-Platte für Küchenblock und Schränke.

Der Teo Jakob AG, seit 1950 die Schweizer Referenz für Einrichtung und Innenarchitektur, ist es gelungen, die Möblierung im ganzen Gebäude so zu gestalten, dass sie die charakteristische Architektur unterstützt und dennoch eigenständig bleibt. Das Ziel bei der Innengestaltung bestand darin, dem Umfeld und den Menschen, die das Haus nutzen, gerecht zu werden. Daher wurde mit hochwertigen und langlebigen Materialien gearbeitet. Die Verarbeitung der ausgewählten Möbel unterstreicht diesen Anspruch.

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Das dominierende Material Holz und eine starke Präsenz der Farbe Dunkelgrün bringen die Natur ins Haus. Um die vorhandenen Flächen von Seminarräumen und Cafeteria je nach Bedarf nutzen zu können, war beim Mobiliar zusätzlich Flexibilität gefragt. Dafür eignen sich der stapelbare Stuhl Moca von Vitra und der Klapptisch Quickly von Lammhults mit dunkelgrüner Tischplatte besonders gut. Auf dem hellbeigen Anhydritboden kommen deren schwarzen Metallgestelle als natürlicher Kontrast zur Geltung. Punktuell eingesetzte Massivholzmöbel wie der Tisch Fayland zusammen mit der Bank Fawley und der Hocker Backenzahn von e15 holen daneben auf moderne Art die archaische Kraft des Waldes in die Räume. Mit dem Sofa und Sessel Kiki von Artek in Grün wird diese unterstützt und die Wohnlichkeit der Räume betont. Einen Blickfang bildet die Hängeleuchte North in Kupfer und Weiss von e15, die mit ihrer einfachen, kreisrunden Form an die Mondphasen erinnert und sich damit ganz natürlich und doch auch mit einer magischen Aura in das Waldambiente einfügt.

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Um die integrierten Büros in den Gesamtkontext einzubeziehen und nicht zu clean wirken zu lassen, hat Teo Jakob deren Möblierung an den übrigen Bau angeknüpft. Dazu wurde das bildprägende Regal Egal von Moormann in den Farben der anderen Hausbereiche gewählt. Mit seiner Hilfe wurde ausserdem eine Zonierung der Räume geschaffen und gleichzeitig wertvoller Stauraum ergänzt. Der Schreibtisch Kitos von USM unterstützt als funktionale Kombination aus Metall und Schwarz wiederum einen modernen Charakter.

Auf diese Weise ist mit der «Fauna» ein Bauwerk entstanden, das dem ländlichen Kontext gerecht wird und als gekonnte Ergänzung Räume bietet, die ebenso einladend wie funktional sind.

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Fotos: Pierre Kellenberger

Weitere Informationen unter: www.teojakob.ch