Christine Tschan, Inhaberin Tschan Innenarchitektur

Nach Abschluss der Hochbauzeichner-Lehre 1972 arbeitete Christine Tschan in verschiedenen Innenarchitektur-Büros. Seit 1993 ist sie als selbständige Gestalterin in den Bereichen Architektur, Innenarchitektur, Raum- und Einrichtungsgestaltung tätig. Ab 2004 mit Konzentration auf den Um- und Neuausbau von Wohneigentum, sowie Renovation und Optimierung von Privathäusern.

«Mit klarer, auf das Wesentliche reduzierter Formensprache, Material- und Farbwahl baue ich die Geschichte der Häuser und ihrer Benutzer weiter. Ich betrachte die Gestaltung von Räumen als kulturellen Auftrag. Ich übernehme gestalterische Verantwortung und schaffe Zusammenhänge zwischen Geschichtlichem und der Gegenwart.»

www.tschan-innenarchitektur.ch

 

 

Was ist das Kerngeschäft/die Kernkompetenz Ihres Unternehmens?

Als Generalistin für Um- und Ausbau von Privathäusern und Stockwerkeigentum bearbeite ich Renovationsobjekte und Neuausbauten als architektonische Gesamtleistung. Meine Stärke liegt in der Optimierung bestehender Bausubstanz. Ich entwickle individuelle Raumkonzepte für alle Leistungsphasen der Architektur die funktional und emotional wirken.

Worin unterscheiden sich Ihre Dienstleistungen/Produkte von denen der Mitbewerber?

Ich betrachte die Gestaltung von Räumen als kulturellen Auftrag, weniger als Dienstleistung. Relevant bei der Auftragsannahme ist die Bereitschaft der Auftraggeber, an einem kreativen Planungsprozess teilzunehmen. Meine Haltung ist von einer ganzheitlichen Arbeitsweise geprägt. Kompetente Innenarchitektur basiert auf ganzheitlichem Denken. Ich übernehme gestalterische Verantwortung und schaffe Zusammenhänge zwischen Bestehendem und Neuem. Ich denke die Geschichten der Häuser und ihrer Benutzer weiter und entwickle eine neue Identität, indem ich die räumlichen und gestalterischen Potenziale auslote und verstärke.

Meine Herausforderung besteht darin, aus dem ursprünglichen Charakter, den ein Objekt hat, eine neue Raumqualität zu schaffen. Dieses Hineindenken in die Räume und ihre zukünftigen Benutzer, auf funktionaler und emotionaler Ebene, ist meine Leidenschaft und Stärke und zentral in meiner Arbeit.

Ich bin dankbar für die Möglichkeit, Lebensräume zu gestalten für Menschen die atmosphärische Räume wertschätzen, und dass ich ihnen eine neue Sichtweise und Wahrnehmung für Raumgestaltung näherbringen kann. Ich versuche einen Ort zu definieren, der in Verbindung zu meinen Sinnen und dem Bedürfnis der Nutzer steht.

Architektur als Hintergrund des Lebens. Die Benutzer erleben die stimmigen Räume, bewohnen sie, brauchen sie, lieben sie, identifizieren sich damit. Diese Interaktion zwischen Mensch und Raum ist das Ziel.

Mit welchem Projekt/bzw. welchen Projekten beschäftigen Sie sich gerade?

Nach über 30-jähriger Selbständigkeit beschränke ich meine Tätigkeit seit 2023 auf Beratungsmandate.

Zukünftig werden Planungs- und Ausführungsleistungen in Kollaboration mit meiner Stieftochter Bianca Tschan, Plan B Innenarchitektur GmbH erbracht, die mich bereits bei früheren Projekten planerisch unterstützt hat. Sie bringt frischen Wind in meine Denkweise und teilt meine Passion, Räume mit hohem ästhetischem Gebrauchswert zu schaffen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Als Kleinstunternehmen gibt es das grundsätzlich nicht, die Tage gestalten sich nach Bauphasen und Terminvorgaben sehr unterschiedlich. Wenn immer möglich versuche ich auf ein einzelnes Projekt zu fokussieren und idealerweise 1-2 in der Pipeline zu haben. Ich geniesse die Entwurfsphase: der persönliche Prozess, etwas zu entwerfen ist für mich die spannendste und komplexeste Aufgabe zugleich. Da ich keine festen Mitarbeiter beschäftige, bin ich bei der Ausführungsplanung und der Bauleitung extrem gefordert. Die Pendenzen-Verarbeitung findet dann oftmals abends oder am Wochenende statt.

Ich «arbeite’ eigentlich immer, weil Alles mit Allem untrennbar verbunden ist, wie schon Hildegard von Bingen wusste. Zu diversen Themen, die mich beschäftigen, sind meine «Antennen» ausgefahren und die Wahrnehmung ist selektiv geschärft und sensibilisiert. Wenn dann das Serendipity-Prinzip eintrifft ist das ein spannender Perspektivenwechsel. Spätestens dann ist es von Vorteil mit dem Auftraggeber auf Augenhöhe diskutieren zu können.

Was treibt Sie an? Was bringt Sie morgens aus dem Bett?

1. Der Drang, die Neugier und die Fähigkeit, Räume mit gestalterischem und kulturellem Mehrwert zu entwickeln und bis ins kleinste Detail umzusetzen sind bis heute meine Triebfeder.

2. Kurz nach dem Erwachen: Das Projekt und dessen Schwachpunkte sind bewusst verinnerlicht, der Kopf ist klar, der Geist ist vorbereitet, oft löst sich ein Problem, das im Fokus steht, in Luft auf. Ein guter Start in den neuen Tag!

Welche Eigenschaften halten Sie in Ihrem Beruf für besonders wichtig?

Gute Architektur ist eine Ausdauer-Disziplin, ein Marathon, der bis ins Ziel eine Herausforderung bleibt. Sie erfordert Gestaltungswillen, Durchsetzungsvermögen und die Fähigkeit in einem kreativen Planungs-Prozess die unterschiedlichsten  Ebenen in Beziehung zueinander zu bringen.

Wichtige Eigenschaften sind: Kulturelle und nachhaltige Verantwortung wahrzunehmen. Konzeptionelles Denken das Fachwissen und gestalterische Kompetenz  vereint. Innovationsfähigkeit im Sinne von neuen und nützlichen Ideen entwickeln, die einen Zustand verbessern (keinen Sinn macht es das ungefähr 2763. Stuhl- oder Tischmodell zu entwerfen…). Ästhetisches Gespür und Verständnis. Intuitionsgabe, Denken in Bildern. Soziale Kompetenzen.

Was ist Ihr wichtigstes Arbeitsinstrument?

Kopf – Skizzenblock – Computer.

Erfreuliche Inspirationsquelle im Gestaltungsprozess ist das Zusammenstellen von Moodboards mit interessanten Werkstoffen, Materialien, Farben und Oberflächen, mit spezieller Haptik oder  Wirkung in Licht oder Schatten. Sie vermitteln einen ersten Eindruck der möglichen Raumstimmung und wirken inspirierend auf meine Vorstellungskraft.

Worüber haben Sie sich kürzlich geärgert?

Über die zunehmenden Missstände in der Bauwirtschaft sowie Abhängigkeiten von unprofessionellen Unternehmen.

Der grosse Fachkräfte-Mangel in der Baubranche hinterlässt bereits heute vor allem bei Gross-Überbauungen Mängel und Schäden, die bleibende Nachteile für die Eigentümer hinterlassen. Andererseits steigen die Kaufpreise für Immobilien stetig. Das Fehlen von erfahrenen, kompetenten Handwerkern führt zu grossen Problemen in der Bauwirtschaft.  Die geltenden  Qualitätsstandards und Normen werden nicht mehr erfüllt, da die günstigsten Subunternehmer zum Zuge kommen, welche oftmals weitere Subunternehmer oder Unterakkordanten beiziehen. Baupfusch und Terminverzögerungen sind leider an der Tagesordnung. 

Von welchem architektonischen/innenarchitektonischen Werk sind Sie besonders angetan?

Anders als früher, als ich von den grossen Ikonen der Moderne begeistert war, geht es mir heute nicht mehr um Vorbilder oder Ideologien, sondern um eine bestimmte gestalterische Haltung, Authentizität und  Folgerichtigkeit  und den respektvollen Umgang mit dem Bestand. Im Prinzip sind es Räume, die eine Konsequenz und Klarheit erkennen lassen im Bezug auf ein Thema: Atmosphäre und ästhetische Nachhaltigkeit.

Welches Produkt/welche Idee/welche Leistung hat Sie kürzlich beeindruckt?

Chat-GPT und Co.

Durch einen Informatiker,  der die App anwendet, habe ich erfahren was für ein Potenzial und was für eine unerschöpfliche Quelle des Wissens dahintersteckt auch für die Baubranche: Technischer Fortschritt, Ideengeber, Inspirationsquelle, Werkzeug für die Planung. Oder hat da Open AI die Büchse der Pandora geöffnet?

Auf welche Musiktitel würden Sie auf einer einsamen Insel nicht verzichten wollen?

«Köln Concert» von Keith Jarrett, Vivaldi «The Four Seasons» recomposed by Max Richter, Cover-Versionen von Bob Dylan-Songs.

Mit wem würden Sie gerne einmal ein Glas Wein trinken?

Mit Aurel Aebi, Armand Louis und Patrick Reymond, die zusammen das atelier oi bilden. Ihr spielerischer Umgang mit Materialien in den verschiedensten Gestaltungs-Disziplinen begeistert mich immer wieder.

Portrait CT