Berühmte Schuhe in ehemaligem Rathaus
Die Stiefel von Lady Gaga, Loafer von Elvis oder Plateauschuhe mit Glitzersohle von Elton John: Das ehemalige Rathaus von Waalwijk in den Niederlanden beherbergt heute einige der grössten Schätze der Schuhgeschichte. Mit umfassenden Umbauarbeiten wurde der ursprüngliche Gebäudekomplex in ein modernes Museum verwandelt. Die Offenheit des Museumskonzepts wird durch die umgestaltete Architektur sowie den Einsatz von Stahlprofilen der Jansen AG unterstrichen.
Das Schuh- und Ledermuseum von Waalwijk geht auf die Sammlung des Schuhmachers Antoon Hendriks zurück, der sie erstmals 1953 öffentlich zeigte. Die Begeisterung des Publikums für die diversen historischen Schuhe aus der ganzen Welt sorgte dafür, dass einige Schuhhersteller aus der Region 1954 ein eigenes Schuhmuseum einrichteten. Über die Jahre wechselte der Standort des Museums mehrmals, bis es 1993 seine Bleibe im Industriegebiet am Rande der Stadt fand. Unterdessen wuchs jedoch das Bewusstsein für die Bedeutung der Schuh- und Lederproduktion für die Region. Und so kamen bereits im Jahr 2000 die Pläne auf, das Museum zentral im Ort unterzubringen – im Westflügel des alten Rathauses, einem denkmalgeschützten Komplex des traditionalistischen Architekten Alexander Jacobus Kropholler (1881–1973). Nachdem die Gemeinde 2010 in ein neues Rathaus umgezogen war, wurde der Weg frei für den neuen Standort des Museums. Realisiert wurden die Pläne erst ab 2021.
Vom Bürogebäude zum Ausstellungs- und Lernort
Die Stadt Waalwijk selbst erstellte das neue Schuh- und Ledermuseum, das heute Platz bietet für die umfangreiche Sammlung von 12.000 historischen und zeitgenössischen Schuhen aus dem In- und Ausland. Zusätzlich beherbergt das Museum eine Reihe von Maschinen, Produkten und Werkzeugen, die aus der Schuh- und Lederindustrie der Region stammen. Das Museum vertritt ein zeitgemässes Programm und will die einzigartige Sammlungs-Ausstellung mit Bildung und der Wirtschaft verbinden.
Das Amsterdamer Architekturbüro Civic Urban Architects war für den Entwurf des neuen «Schoenenkwartier» (Schuhquartier) verantwortlich. Die Backsteinarchitektur aus dem Jahr 1929 von Kropholler, der primär Kirchen und Rathäuser entworfen hat, charakterisiert sich durch dicke Mauern, kleine Fenster und vergrösserte Bauelemente. In den 1980er-Jahren wurde das Rathaus um ein modernes Bürogebäude erweitert. Mit der Umgestaltung in ein Museum erhielt der gesamte Komplex eine neue ästhetische Qualität. Neben dem Erhalt der betonten Strebepfeiler und des markanten Stufengiebels entschied man sich für eine offene und leichte Struktur.
Neue Erschliessung
Das bestehende Gebäude, das teilweise unter Denkmalschutz steht, wurde fast vollständig entkernt, radikal umgebaut und mit einer hochwertigen und nachhaltigen Ausstattung versehen. Zudem wurden durch die Umwandlung eines Innenhofs in ein Atrium ca. 300 Quadratmeter zusätzliche Nutzfläche gewonnen. Dafür wurde der ehemalige, verwilderte Hofgarten zwischen Rathaus und Bürogebäude überdacht. Das neu entstandene Atrium ist Teil des Museums und schafft eine interessante Beziehung zu der angrenzenden historischen Architektur. Ein Kiosk und die Polizeistation am Platz wurden ebenso wie die historische Galerie restauriert. Innerhalb der Arkaden der Galerie befindet sich heute der Eingangsbereich zum Museum, den man durch eine bogenförmige Pivottüre aus Janisol betritt. Die grossen Rundbögen der ursprünglichen Arkaden-Architektur wurden mit Fenstern aus Stahlprofilen der Serie Janisol gefüllt. Dafür wurden zunächst Leibungen aus Holz erstellt. Dank der schmalen Ansichtsbreiten der Stahlprofile entstanden grossformatige Glaswände, die Innen- und Aussenraum optisch nahtlos verbinden. Janisol ermöglicht hier unter Wahrung der historischen Optik die Erfüllung zeitgemässer funktionaler Anforderungen, wie Wärmeisolation und Brandschutz.
Von den Arkaden gelangt man entweder ins Atrium oder in das helle Museumscafé. Im Bereich des Atriums wurden die Ziegelwände des Altbaus durch kreisrunde Ausschnitte geöffnet. Die Schwächung der Tragstruktur wurde durch ein Stahlskelett abgefangen. Über zwei Stockwerke hinweg gewähren die Ausschnitte Einblick in die verschiedenen Ausstellungsräume.
Die neue, verglaste Fassade des Atriums ist als Pfosten-Riegel-Lösung des Typs VISS Fassade ausgeprägt. Die hochwärmegedämmten Pfosten und Riegel aus Stahl sind hell gefasst und halten einen respektvollen Abstand zum Denkmal. Die Fassadenkonstruktion erfüllt die statischen Erfordernisse der freistehenden Lösung und sorgt optisch für eine gelungene Verbindung von Alt und Neu.
BAUTAFEL
Bauherrschaft: Stadt Waalwijk, NL
Architektur: Civic Urban Architects, Amsterdam
Metallbau: J.M. van Delft BV
Stahlprofilsysteme: Janisol Fenster und Türen, VISS Fassade
Fotograf: Stijn Bollaert
Bildrechte: Jansen AG, Oberriet