Buchtipp: Make do with now. New Directions in Japanese Architecture

Mit unkonventionellen Modellen und Ideen begegnet eine neue Generation japanischer ArchitektInnen und DesignerInnen den aktuellen sozialen und ökologischen Herausforderungen. Lösungsorientiert versucht sie, ihre heutigen Lebensbedingungen mit bereits vorhandenen Materialien und Räumen in Einklang zu bringen. Verwenden, was schon da ist – dieser Ansatz steckt im Titel der englischsprachigen Publikation Make Do With Now (Christoph Merian Verlag), die diese alternativen Tendenzen vorstellt. Das Buch versteht sich als Einladung, das wegweisende Engagement der jungen japanischen Architekturszene in einem globalen Kontext zu betrachten.

In Japan bilden das Tōhoku-Erdbeben und die Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 eine Zäsur. Vor allem die jüngeren Generationen sind sich der Fragilität geltender Systeme bewusst geworden und suchen nach Alternativen, die sich stärker an Werten wie Austausch und Kreisläufen orientieren. Diese Grundgedanken bringen auch die jungen japanischen ArchitektInnen in ihre Planungen ein. Ihre Architektur soll in Verbindung treten mit allem, was sie umgibt und bewohnt. Und sie soll dynamisch bleiben, um sich den erwartbaren Transformationen infolge von Bevölkerungsrückgang, Landflucht, profitorientierter Stadtplanung, stagnierendem Wirtschaftswachstum und natürlich der globalen Klimakrise anzupassen – Entwicklungen, die nicht nur in Japan zu beobachten sind.

Im ersten Teil des Buches interpretiert der Architekturhistoriker Kōji Ichikawa die Arbeit der jungen Architekt:innen der letzten zwanzig Jahre, und die Architektin Momoyo Kaijima beschäftigt sich mit der Rolle des Architekten in der japanischen Gesellschaft. Es folgen Porträts von fünf aktiven Architekturbüros: Mio Tsuneyama and Fuminori Nousaku, CHAr, 403architecture [dajiba], dot architects und tomito architecture. Die Fotoessays von Go Itami dokumentieren Projekte, an denen diese Büros und ArchitektInnen aktuell arbeiten. Kurze Beiträge von japanischen HistorikerInnen und Theoretiker:innen nehmen auf die Porträts Bezug und skizzieren, was Architektur gegenwärtig in Japan vorantreibt. Der dritte Buchteil umfasst ein Verzeichnis von zwanzig repräsentativen Projekten.

«To make do with», zu Deutsch «sich begnügen mit» – ist für die jungen japanischen Architekt:innen eine konkrete Handlungsoption: Sie arbeiten zuhause oder von der Peripherie aus, hinterfragen ihre berufliche Rolle, nutzen Lücken im System. Ist das nun eine kritische Absage an die lang selbstverständliche Devise des Grösser–Höher–Weiter? In jedem Fall ein wortwörtlich konstruktiver architektonischer Ansatz für die drängenden Aufgaben unserer Gegenwart und Zukunft.

Das Buch erschien zur Ausstellung im S AM Schweizerisches Architekturmuseum Basel vom 12. November 2022 bis zum 12. März 2023

S AM Schweizerisches Architekturmuseum / Yuma Shinohara, Andreas Ruby (Hg.): Make Do With Now. New Directions in Japanese Architecture

320 Seiten, 514 meist farbige Abbildungen und Pläne, broschiert,
20 x 26,5 cm, Englisch

© 2022 Christoph Merian Verlag

CHF 39.– / EUR 38,–

ISBN 978-3-85616-977-0