Egon Eiermann – der deutsche Eames?

Egon Eiermann (1904-1970) gilt als einer der bekanntesten Architekten der deutschen Nachkriegsmoderne. Seine Arbeiten sind geprägt von Einfachheit sowie einer strengen Geometrie und lassen unmittelbar ihre jeweilige Funktion erkennen. Zu Eiermanns wichtigsten Bauten gehört u.a. das Verwaltungs- und Lagergebäude der Vereinigten Seidenweberei (VerSeidAG) in Krefeld, ein mehrteiliger Gebäudekomplex mit Flachbau und Hochhaus. Oder die sechsgeschossige, 300 Meter lange Firmenzentrale für die Neckermann Versand AG in Frankfurt am Main (1958–1960). Sein 1959–1963 realisierter Entwurf für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin besteht aus einem achteckigen Hauptbau und einem sechseckigen, schlanken Turm auf einer durch Stufen abgehobenen Plattform. Die Deutsche Botschaft in Washington, D.C. (1959–1964) konzipierte er als terrassenförmige Anlage für 140 Angestellte, die der Geländeform Rechnung trägt, während das Abgeordneten-Hochhaus des Deutschen Bundestags in Bonn (1965–1969) für die charakteristische filigrane Struktur von Eiermanns Architektur steht.

Mehr als 30 Bauten Eiermanns stehen in Deutschland unter Denkmalschutz. Sein umfangreiches Werkarchiv wird im Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau aufbewahrt. Bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1970 lehrte Egon Eiermann auch als Professor an der Fakultät für Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe und prägte für lange Zeit das Profil der Hochschule.

Eiermann war allerdings nicht nur als Architekt geschätzt, sondern hat auch im Möbeldesign Spuren hinterlassen und eine ganze Design-Generation nachhaltig geprägt. Eiermann war der erste, der in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg Serienmöbel entwickelte, die internationalem Massstab an Form und Funktionalität standhielten. Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand «die Aufgabe, zweckmässige, materialgerechte, haltbare und geschmacklich gute, vor allem aber preiswerte Möbel zu gestalten» (Originaltext aus dem Wettbewerb des neuzeitlichen Möbelbaus, 1948). In dieser Zeit entstanden diverse Entwürfe von Egon Eiermann – heute Klassiker des Deutschen Möbeldesigns – die wie die Entwürfe von Alvar Aalto und Eero Saarinen im Norden oder des Ehepaars Eames in den USA in Material, Konstruktion und Design Ähnlichkeiten aufweisen. Nicht umsonst wurde Eiermann oft als der deutsche Eames bezeichnet, kamen doch beide aufgrund der gleichen Aufgabenstellungen und den wirtschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen zu ähnlichen Lösungen. Eiermann ist es zu verdanken, dass Deutschland nach dem Krieg wieder an seine Vergangenheit (Deutscher Werkbund, Bauhaus) anknüpfen und in den Kreis der vorbildlichen Designnationen eintreten konnte.

Egon Eiermann – der deutsche Eames?

Zu den wegweisenden Entwürfen von Egon Eiermann zählen u. a. der Stahlrohrstuhl SE 68 (1950), der Korbsessel E 10 (1952), der Holzklappstuhl SE 18 (1953; ausgewählt für das Museum of Modern Art in New York) und der Kirchenstuhl SE 121 (1960/1961) – immer noch zu sehen in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin. Unter der Marke Wilde+Spieth haben Eiermanns Stühle heute Klassikerstatus.

Wilde + Spieth wird in der Schweiz von Seleform vertreten: www.seleform.ch