Klassische Elemente für innovative Fassade
Das neue «Tailormade Hotel Leo St. Gallen» von Boltshauser Architekten bringt moderne Architektur mitten ins Herz von St. Gallen. Als neuer Nachbar der restaurierten Villa Wiesental formuliert es den Auftakt zum Bahnhofs- und Hochschulareal und interpretiert dabei die umgebende Architektur neu. Teil dieser Interpretation ist eine Klinkerfassade mit eigens entwickelten Perfoklinkerelementen von Boltshauser und der GFT Fassaden AG.
Beim Entwurf für das neue Hotel in St. Gallen orientierten sich die Architekten einerseits an der 1878 erbauten Villa Wiesental andererseits an der nahen Lokremise und den Gewerbebauten an den Gleisen. Mit dem Bau des Hotels wurde unter anderem der Erhalt der Villa gesichert, die parallel aufwendig saniert wurde. Um das Areal als Ganzes in die Umgebung einzubinden, haben die Planer auch einen Parkbereich mit Sitzplätzen geschaffen und das Hotel von zwei Seiten erschlossen. Im Erdgeschoss befindet sich neben der Rezeption auch ein öffentliches gastronomisches Angebot. Gleichzeitig verbinden Erd- und Sockelgeschosse auch die unterschiedlichen Niveaus von Bahnareal und Strassenkreuzung St. Leonhard.
Geschichtete Fassade
Ein grosses Thema in der Grundrissdisposition wie auch in der Volumetrie dieses Baus ist die Schichtung. Das spiegelt sich auch in der Gestaltung der Fassade wider, die zudem situativ auf das bauliche Umfeld reagiert. So sind die Geschosse auf den verschiedenen Seiten mal im unteren Bereich vertikal und darüber horizontal und mal unten bandartig und in den oberen Stockwerken vertikal gegliedert, je nach angrenzender Architektur.
Mit der Wahl der Fassadenmaterialien bezieht sich das Hotel auf die farbliche Gestaltung der Villa mit ihrem grünlichen Sandstein und den hellen Putzflächen. Dafür wurde ebenfalls ein grünlicher und ein weissgrauer Klinker ausgewählt. Durch das feingliedrige Relief der Fassaden soll dieser Dialog noch unterstützt werden.
Die Tonklinker fügen sich auch ins Konzept des zugrundliegenden Baus ein, der in einer Hybridbauweise entstand. Ausser dem Betonskelett mit aussteifenden Kernen besteht das Gebäude aus Terrablocksteinen, die aus dem örtlichen Aushub hergestellt wurden. Das betrifft sämtliche nichttragenden Trennwände und Ausfachungen. Sie wurden mit Lehm- und Kalkputzen verkleidet sowie mit Massivholz ergänzt, das in den Innenräumen für eine angenehme Atmosphäre sorgt.
Cleveres Raster
Der Einsatz von Klinkern, Glasbausteinen und Fliesen ist ein typisches Gestaltungselement von Boltshauser Architekten. Damit betonen sie das Raster als ordnungsgebendes Element in den Grundrissen und an den Fassaden. Die Bolt Perfoklinkerelementen verstärken diesen Aspekt zusätzlich. Die Klinkersteine bilden eine Gitterform aus, mit der Bereiche der Fassade durchlässig gestaltet werden können. Dafür wurde ein Stahlrahmen inklusive Armierungen entwickelt, in den die Steine mit ihren jeweils sechs quadratischen Öffnungen eingefügt werden. Auf diese Weise entstehen praktische Elemente, die mit bauseits im Beton verankerten Halfenschienen befestigt werden können. Es wurden fünf verschieden dimensionierte Metallrahmentypen hergestellt. Insgesamt sind es 164 Stück einbrennlackierte Stahlrahmen, die mit rund 3800 Klinkersteinen (Dimension: 234x151x60 mm) ausgefacht sind. Die Ausfachung erfolgte vor Ort auf der Baustelle. Seitlich wurden die Stahlrahmen mit einer Spezialkonsole von GFT befestigt.
Die Perfoklinkerelemente wurden am Hotel Leo einerseits jeweils in einem schmalen Bereich vor der raumhohen Verglasung zu den Leibungen hin eingesetzt. Hier dienen sie nicht nur für die optische Finesse, sondern ab dem ersten Stock auch als durchgängige Absturzsicherung. Denn dahinter befinden sich auf der ganzen Höhe von bis zu 260 cm öffenbare Fensterflügel. Andererseits markieren die Elemente als Oberlichtverkleidung auch die auf den Schmalseiten gelegenen Eingangsbereiche des Hotels. Auf diese Weise vereinen die Perfoklinkerelemente eine praktische Funktionalität mit einem filigran wirkenden Schmuckelement.
Bautafel
Architektur: Boltshauser Architekten AG
Generalunternehmung: HRS Real Estate AG
Bauherrschaft: Pensionskasse Stadt St. Gallen
Fassadenplanung: Feroplan AG
Systemplaner und -lieferant: GFT Fassaden AG, St. Gallen
Fassaden-Unterkonstruktion: Objektspezifische Lösung
Fassaden-Bekleidung: Bolt Perfoklinker by GFT im Stahlrahmen eingefasst
Fläche: 164 Stahlrahmen mit 3800 Klinkersteinen
Realisation: 2022/2023
Fotos: gft Fassaden AG / Dominic Müller