Neubau in Hommage an das Bauhaus
Ein rundum verglaster Pavillon bildet den Auftakt zum Besuch der Welterbestätte Bundesschule Bernau. Es war den Architekten ein An- liegen, die Fassade des neuen Besucherzentrums so transparent wie möglich zu gestalten. Gelungen ist das mit dem wärmegedämmten Stahlsystem VISS Fassade und raumhoch verglasten Türen aus Janisol HI von Jansen.
Von 1928 bis 1930 errichteten der Bauhausdirektor Hannes Meyer und der Bauhausmeister Hans Wittwer die «Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes» (ADGB) in Bernau bei Berlin. Jahrzehntelang stand der sogenannte Meyer-Wittwer-Bau im Schatten der Werke von Walter Gropius und Mies van der Rohe, die bereits in den 1990er- und den frühen 2000er-Jahren Welterbe-Status der UNESCO erhielten; erst im Sommer 2017 wurde auch das Bauhaus-Denkmal Bundesschule Bernau in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Seither lautet die offizielle Bezeichnung des Welterbe-Ensembles «Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau».
Um den erwartungsgemäss steigenden Besucherzahlen Rechnung zu tragen, wurde das Bauhaus-Denkmal Bundesschule Bernau um ein Besucherzentrum ergänzt. Den von der Stadt Bernau hierzu ausgelobten Wettbewerb konnte das Stuttgarter Büro Steimle Architekten für sich entscheiden. Der von ihnen vorgeschlagene Baukörper – ein rundum verglaster, rechteckiger Kubus mit weit ausladendem Dach an der Eingangsseite – ordnet sich einerseits dem denkmalgeschützten Ensemble unter, behauptet sich aber zugleich als eigenständige architektonische Landmarke. Über einer Grundfläche von knapp 500 Quadratmetern ist ein Bauwerk aus wenigen, «ehrlichen» Materialien entstanden: Umhüllt von einer Stahl-Glasfassade scheint das Dach über dem Besucherzentrum zu schweben. «Unsere Vorstellung war es, ein dienendes Gebäude zu schaffen, welches sich nicht in den Vordergrund stellen oder gar durch eine formale Überformung nach Aufmerksamkeit schreien möchte. Es nimmt eine vermittelnde Rolle ein und führt Besucherinnen und Besucher in eine Zeitreise durch die Baugeschichte des frühen vergangenen Jahrhunderts ein, um sich einzulassen auf den Mayer-Wittwer Bau», erklärte Architekt Thomas Steimle seine Entwurfsidee.
Oberste Prämisse: Transparenz
Es war den Architekten ein Anliegen, die thermische Trennung der Innenbereiche zum Aussenraum so transparent wie möglich zu gestalten. Gelungen ist dies mit dem wärmegedämmten Stahlprofil Jansen VISS Fassade in 50 Millimeter Ansichtsbreite. Die mit dem Fassadenbau beauftragte Firma H.O. Schlüter, Lübz, fertigte die rund drei Meter hohe Pfosten-Riegelkonstruktion im Raster von in der Regel 300 Zentimetern. Dieses Raster wird lediglich durch ebenfalls raumhohe Fenstertüren aus dem Stahlsystem Janisol HI durchbrochen. An der Westfassade, zum Parkplatz hin, wurden drei einflügelige Fluchttüren (gem. DIN EN 179) in die Pfosten-Riegelfassade integriert, an der gegenüberliegenden Längsfassade sechs weitere Dreh-Kipp-Fenstertüren. In Kombination mit einer Dreifach-Isolierverglasung (mit Sonnenschutzfunktion) ergibt sich ein hervorragender Ucw-Wert der Fassade von 0,78W/m²K. Die einzige zweiflügelige Türe ist im nördlichen Giebel angebracht: bei der Haupteingangstüre handelt es sich um eine Vollpaniktüre aus Jansen Janisol HI mit Zutrittskontrollsystem und Drehtürantrieb, um auch für Menschen mit Behinderungen einen komfortablen Zugang zu schaffen.
Vorfertigung und Montage
Eingangs-, Flucht- und Fenstertüren konnten vom Metallbauer komplett im Werk vorgefertigt werden. Alle übrigen Profile wurden in der Werkstatt soweit wie möglich zur Montage vorbereitet: zugeschnitten, Verbinder und Fussplatten verschweisst und Bohrungen für die notwenigen Verkabelungen vorgerichtet. Zum Anschluss an den Baukörper wurden die am Fusspunkt angeschweissten Stahlplatten auf dem Rohbeton verdübelt und im Kopfpunkt Loslager-Konsolen in einer Aussparung der Deckenkonstruktion befestigt. Hierin lag die grösste Herausforderung für den Fassadenbauer, denn die obere Aussparung liess – unter Beachtung des Dübelrandabstands – nur wenig Platz für die Befestigung der statisch notwenigen Stahlkonsolen. «Alle Arbeiten erfolgten auf engstem Raum und erforderten ein millimetergenaues Aufmass bzw. Einmessen der Profilposition», erläutert Projektleiter Roger Schober die Baustellensituation. «Dass auch die Sonderkonsolen für die Montage der Sonnenschutzanlagen in der oberen Betonaussparung untergebracht werden mussten, erschwerte die Montage zusätzlich.“ Unproblematisch dagegen war der Aufbau mittels Steckverbindungen und auch die Ausbildung der Ganzglasecken, die sich an beiden Giebelseiten ergeben. Sie wurden mit transparentem Silikon witterungsbeständig abgedichtet. Das neue Besucherzentrum bildet den gelungenen Auftakt zum Besuch der Welterbestätte Bundesschule Bernau. Mit einer multimedialen Dauerausstellung zur Bau- und Nutzungsgeschichte und ausgewählten Exponaten der Originalausstattung würdigt der transparente Pavillon das Baudenkmal aus der Zeit der Weimarer Republik. Dank der rundum verglasten Fassade haben die Besucher die historischen Gebäude auch stets vor Augen.
Bautafel:
Bauherr: Stadt Bernau bei Berlin
Architekten: Steimle Architekten BDA, Stuttgart
Fassadenbau: H.O. Schlüter GmbH, Lübz
Verwendete Stahlprofilsysteme: Jansen VISS 50, Janisol HI
Systemlieferant: Schüco Stahlsysteme Jansen, Bielefeld
Systemhersteller: Jansen AG, Oberriet/CH
Fotos: Stephan Falk, Berlin