Zeitzeugen erstrahlen in neuem Glanz

Die strukturellen Sanierungsarbeiten des Belle-Époque-Gebäudes am Zürcher Bahnhofplatz 1 waren kurz vor dem Abschluss, als im August 2018 ein verheerender Grossbrand den Gebäudekomplex weitgehend zerstörte. Die Stadt Zürich, die PSP Swiss Property als Bauherrschaft, die Architekten sowie die Denkmalpflege entschieden sich aufgrund der städtebaulichen Bedeutung des Zeitzeugens für eine detailgetreue Rekonstruktion des äusseren Erscheinungsbilds. 4B realisierte in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten die neuen Fenster für dieses Gebäude sowie jene für das ebenfalls inventarisierte Nachbarhaus.

Wer heute am Bahnhofplatz vorbeifährt oder den Limmatquai entlang flaniert, nimmt nichts mehr wahr von der tragischen Vorgeschichte des stattlichen Belle-Époque-Gebäudes aus den Jahren 1893 und 1896 (Architektur: Adolf Asper). Das lässt sich grossem Glück im Unglück verdanken: Beim verheerenden Grossbrand im August 2018 blieben die Aussenmauern mitsamt ihrer schmuckvollen Ornamentik wie durch ein Wunder erhalten. Die Geschichte der Bestandssicherung nach der Katastrophe, über die sogar in internationalen Medien berichtete wurde, liest sich indes wie ein veritabler Krimi: Der gesamte Dachstuhl sowie die obersten drei Geschosse waren vollständig zerstört worden und damit auch denkmalgeschützte Stuckdecken, Täfer, Wandoberflächen und Decken. Was in den unteren drei Geschossen noch erhalten war, musste wegen des Lösch- und späteren Regenwassers vollständig entfernt werden. Alles, was im Rahmen der erfolgten Sanierungsarbeiten bereits eingebaut worden war – die Holzbalkendecken, die Deckenertüchtigungen und weitere Elemente – musste ebenfalls ausgeräumt werden. «Wir haben das Haus bis auf die rohe Tragkonstruktion vollkommen ausgepackt, ausgetrocknet und dann wieder neu aufgebaut», erinnert sich Architekt und Projektleiter Urs Fankhauser vom verantwortlichen Architekturbüro Wanner + Fankhauser. Aufgrund von Einsturzgefahr, beziehungsweise aus Sicherheitsgründen mussten die Aufräumarbeiten sogar aus der Luft erfolgen. Auch Anekdotisches weiss Hans Kessler, Projektleiter der PSP Swiss Property, zu erzählen: Da vor dem Brand Dachdecker und Stahlbauer am Werk gewesen seien, waren hochexplosive Acetylen-Flaschen in der Brandruine liegen geblieben. Ein Spezialteam aus Hamburg hatte die Flaschen bergen und in einem Castor-Spezialbehälter entsorgen müssen. 

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Wiederaufbau

Schnell wurde klar, dass das Häusergeviert, das zwischen 1893 und 1924 zu einer Blockrandbebauung komplettiert wurde, zu wichtig für das Zürcher Stadtbild ist, um es einfach durch einen Neubau ersetzen zu können. Darum kam für alle Beteiligten nur ein Wiederaufbau infrage. Während die Naturstein-Fassade Richtung Bahnhofplatz/Bahnhofquai in Abstimmung mit der Denkmalpflege vollständig rekonstruiert wurde, hat man das Dach komplett neu erstellt, ohne dass dies von aussen direkt erkennbar ist: Die Zinnen sind neu teilweise begehbar. Die Lukarnen wurden neu interpretiert. Ein denkmalgeschütztes Treppenhaus war weitgehend erhalten geblieben, nicht zuletzt, da die Abschlüsse vor der Renovation ausgebaut und eingelagert worden waren. Die Neugestaltung der Innenräume liess unter den neuen Voraussetzungen eine grössere Flexibilität zu. Zwei Jahre nach der Bestandssicherung und dem Wiederaufbau konnte die Liegenschaft zusammen mit dem umgebauten Nachbargebäude neu bezogen werden. «Angesichts der Herkules-Aufgabe, die wir zu bewältigen hatten, ist die Verzögerung von lediglich zwei Jahren eine bemerkenswerte Leistung aller Beteiligten», betont Hans Kessler.

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Enge Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege

4B hat für das Belle-Époque-Haus sowie das anschliessende Haus Du Pont (Architektur: Haller & Schindler, 1913–24), das heute das urbane Hotel Ruby Mimi beherbergt, einen Grossteil der Fassadenfenster realisiert. Das beim Grossbrand ebenfalls bereits im Umbau begriffene Geschäftshaus Du Pont, das vorher zudem ein bekanntes Stadtzürcher Kino beherbergte, war nur indirekt betroffen. Im Auftrag von Monoplan Architekten war die Righetti Partner Group AG für die Gesamtsanierung dieses Hauses verantwortlich (Sanierung Kunststeinfassade, Fensterersatz, Dachfläche und Lukarnen-Einbau, Einbau von statischen Stahlfachwerken und weiteres). Für 4B war es eine anspruchsvolle Aufgabe, den denkmalpflegerischen sowie gebäudetechnischen Anforderungen gerecht zu werden. Mit dem Holz-/Metall-Fenstersystem NF1 von 4B konnten jedoch sämtliche Ansprüche perfekt gelöst werden. Das Spektrum reicht vom NF1 contur mit Tiefenoptik über das flächenbündige NF1 design bis hin zum NF1 lux mit maximalen Glasanteilen. Die ausgeklügelte Konstruktion bietet optimalen Schallschutz, eine hohe Einbruchsicherheit und überzeugt durch ausgezeichnete Energiewerte – für ein komfortables Raumgefühl. Alle drei Ausführungen sind mit einer schlanken Mittelpartie von 94 mm erhältlich.

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Während am Bahnhofplatz 1 dreiteilige Fenster die damalige Grosszügigkeit der Belle Époque zum Ausdruck bringen, sind es im Hotel Ruby Mimi Fenster vom Typ NF1 mit sogenannten «Heimatschutz»-Profilen und aufgeklebten Sprossen. So fügen sich alle neuen Fenster mit ihren jeweils zeittypischen Charakteristika perfekt in das Fassadenbild der beiden unterschiedlichen Häuser ein. Beim Haus Du Pont ist es den Architekten von Monoplan AG, die für die Gesamtplanung, Bauleitung und das Interior Design zuständig waren, zudem gelungen, in den Innenräumen die Art-Déco-Architektur in einer modernen Interpretation wieder aufleben zu lassen; mit dunklen Brüstungstäfern in den Zimmern, einem samtigen Roaring-Twenties-Look in Lobby, Restaurant und Bar im Erdgeschoss. Auch wenn Fenstern selten auf den ersten Blick die grösste Aufmerksamkeit zukommt: Sie tragen immer ganz wesentlich zum stimmigen Gesamtbild von Raumarchitektur und einer Fassade bei. Auch hier war die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten ein Glücksfall. Zürich besitzt nun mit der gelungenen Rekonstruktion, Sanierung und dem Umbauten der beiden Geschäftshäuser ein städtebauliches Aushängeschild, das der Weltstadt Zürich gerecht wird.

Bautafel

Bauherrschaft: PSP Swiss Property, Zug

Architektur (Belle-Époque-Gebäude von Adolf Asper): Wanner + Fankhauser, Zürich

Architektur (Haus Du Pont von Haller & Schindler): Monoplan AG, Zürich

Baumanagement Gesamtsanierung: Righetti Partner Group, Zürich

Fenster: 4B AG, Hochdorf/LU

Verbaute Produkte: 4B Fenstersystem FN1 mit Profilen «Heimatschutz»

 

Fotos: Ursula Maurer (Tri-Angle Fotografie), Hinwil